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Offene Tore 2000 - Orah.ch

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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 5<br />

einer kir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> gebundenen Spra<strong>ch</strong>e bewegen werde. Man soll aber wissen, daß das<br />

göttli<strong>ch</strong>e Wort, die Heilige S<strong>ch</strong>rift oder Bibel, im innersten Grunde ni<strong>ch</strong>ts anderes ist als<br />

der göttli<strong>ch</strong>e Logos (Johannesprolog), der im Anfang aller Dinge s<strong>ch</strong>on gespro<strong>ch</strong>en (Genesis<br />

1) und in der großen Zeit der Zeiten als das fleis<strong>ch</strong>gewordene Wort das Urwesen<br />

Gottes ausgelegt hat (Joh 1,18). Daher zielt die hö<strong>ch</strong>ste Interpretationsstufe der Heiligen<br />

S<strong>ch</strong>rift auf die Verherrli<strong>ch</strong>ung des Herrn (glorificatio Domini); diese Sinnebene berühre<br />

i<strong>ch</strong> im folgenden jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t.<br />

Deswegen wird das Göttli<strong>ch</strong> Natürli<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t als die eigentli<strong>ch</strong>e Gottnatur vorgestellt,<br />

sondern auf die Erfahrbarkeit des göttli<strong>ch</strong>en Einflusses in der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Natur reduziert.<br />

Die drei Erzväter, also Abraham, Isaak und Jakob, bezei<strong>ch</strong>nen dann die stufenweise<br />

Bewußtwerdung der Gotteskraft (Abraham) vermittelt dur<strong>ch</strong> die Ratio (Isaak) in<br />

der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Erfahrungswelt (Jakob und Esau). Dort ist erkennbar, sofern man si<strong>ch</strong><br />

von der Vernunft 6 leiten lassen will, daß das Gute und Wahre die natürli<strong>ch</strong>en Ausläufer<br />

einer transzendenten Wirkli<strong>ch</strong>keit sind; andernfalls wären sie der Willkür, Beliebigkeit<br />

und Definitionsma<strong>ch</strong>t der Mens<strong>ch</strong>enwelt unterstellt und ausgeliefert. Man kann ahnen,<br />

daß das Gute und Wahre ewige Werte sind, wennglei<strong>ch</strong> ihr konkreter Inhalt immer wieder<br />

neu bestimmt werden muß; als ewige Forderung an uns Mens<strong>ch</strong>en können sie ihren<br />

Ursprung ni<strong>ch</strong>t in der Zeitli<strong>ch</strong>keit haben. Das Göttli<strong>ch</strong> Natürli<strong>ch</strong>e ist also in der alle<br />

Mens<strong>ch</strong>heitsepo<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong>ziehenden Frage und Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> dem Guten und Wahren<br />

greifbar.<br />

Wieso bezei<strong>ch</strong>net ausgere<strong>ch</strong>net Jakob, der Betrüger, das Wahre? Wäre es ni<strong>ch</strong>t angemessener,<br />

wenn er für das Fals<strong>ch</strong>e stünde? Diese Alternative ist keine wirkli<strong>ch</strong>e, denn<br />

jeder Mens<strong>ch</strong> hält sein Fals<strong>ch</strong>es für wahr. Vor Gott sind Wahrheit und Fals<strong>ch</strong>heit ewig<br />

unvereinbar; in der Mens<strong>ch</strong>enwelt aber wird diese Wahlmögli<strong>ch</strong>keit oft nur unzurei<strong>ch</strong>end<br />

und vers<strong>ch</strong>wommen wahrgenommen. Man nimmt es mit der Wahrheit ni<strong>ch</strong>t so<br />

genau, so daß die größten Irrtümer zur allgemein anerkannten Überzeugung einer Zeit<br />

gehören können; au<strong>ch</strong> im individuellen Leben können Selbstbetrug und Phantasiewelten<br />

einen ganzen Lebenslauf beherrs<strong>ch</strong>en, ohne daß die betreffende Person es merkt.<br />

Zudem zeigt ein Blick in die Jakobserzählungen, daß er keineswegs nur als Betrüger<br />

dargestellt wird. Gewiß, Esaus Entsetzen na<strong>ch</strong> dem Segensbetrug hat Jakobs Namen für<br />

alle Zeiten mit der Anfrage verbunden: "Heißt er etwa deswegen Jakob, weil er mi<strong>ch</strong><br />

nun s<strong>ch</strong>on zweimal hintergangen hat?" (Gen 27,36). Nomen est omen! Jakob und das<br />

hebr. Verb für hintergehen, betrügen usw. 7 lauten glei<strong>ch</strong>. Aber Jakob ist ni<strong>ch</strong>t nur der<br />

6 Vernunft kommt von vernehmen. Sie ist die Fähigkeit das Wahre höherer Welten wie von ferne zu<br />

vernehmen.<br />

7 Der Name Jakob wird in Genesis 25,26 von "Ferse" und in Genesis 27,36 von "hintergehen / jmd.<br />

ein Bein stellen" (Swe.: supplantare von planta = Fußsohle) abgeleitet. In beiden Fällen spielt der

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