Offene Tore 2000 - Orah.ch
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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 48<br />
dem trennen, was bisher als gut und gere<strong>ch</strong>t galt. Dies bezei<strong>ch</strong>net insbesondere die Aufforderung<br />
zur Abkehr von der "Familie". - Im folgenden Abs<strong>ch</strong>nitt handelt es si<strong>ch</strong> um<br />
die Auseinandersetzung mit Lot, seines Bruders Sohn, der mit Abram bisher immer<br />
mitzog. Im Mittagsland waren beide rei<strong>ch</strong> geworden. Das heißt, in der Weisheitssphäre<br />
hatten beide profitiert: Die Eigenliebe, wel<strong>ch</strong>e im Begriffe war, si<strong>ch</strong> zur Gottesliebe zu<br />
wandeln, und jener Hang zur Äußerli<strong>ch</strong>keit, dargestellt dur<strong>ch</strong> Lot. Man muß den Zustand<br />
des mittlerweile gewandelten Abram kennen. Hören wir den Text aus der S<strong>ch</strong>rift,<br />
wel<strong>ch</strong>er aus Platzgründen ni<strong>ch</strong>t in voller Länge aufgenommen werden konnte: "… Und<br />
er zog weiter vom Südland (Mittagsland) na<strong>ch</strong> Bethel … eben an den Ort, wo er früher<br />
den Altar erri<strong>ch</strong>tete. Dort rief er den Namen des Herrn an", also in der Weisheitssphäre<br />
(no<strong>ch</strong> von Ägypten herrührend) erinnert er si<strong>ch</strong> an den Zustand der Gegenwart des<br />
Herrn (er war auf seiner Wanderung s<strong>ch</strong>on einmal hier), wo er Ihm einst Gehorsam gelobte<br />
und einen Altar erri<strong>ch</strong>tete. Eindeutig ein neuerli<strong>ch</strong>er Impuls zur Verinnerli<strong>ch</strong>ung.<br />
Dort, also in diesem Zustand, erkennt er sein zwiespältiges Wesen. Da ist einmal seine<br />
neue und große Liebe zu Gott mit ihren Konsequenzen, auf der anderen Seite die äußere<br />
Sinnli<strong>ch</strong>keit seines Wesens, wel<strong>ch</strong>e auf die Reize der Welt geri<strong>ch</strong>tet ist. Beide haben<br />
große Herden, bedeutet, daß diese Eigens<strong>ch</strong>aften bedeutsame Lebensberei<strong>ch</strong>e umfassen.<br />
Für den geistigen Weg ist der Hang zum sinnli<strong>ch</strong>en Leben hinderli<strong>ch</strong>. Es ist in Grenzen<br />
zwar ni<strong>ch</strong>t fals<strong>ch</strong>, denn in der Welt muß man au<strong>ch</strong> leben, aber das na<strong>ch</strong> außen geri<strong>ch</strong>tete<br />
Leben muß von dem inneren, geistigen Leben abgegrenzt sein. Die Konsequenz ist<br />
folgli<strong>ch</strong> die Trennung. - Wir lesen: "Und das Land mo<strong>ch</strong>te ni<strong>ch</strong>t ertragen, daß sie beieinander<br />
wohnten, denn ihre Habe war sehr groß."<br />
Die Folge in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zeigt, daß diese Trennung in beiderseitigem Einvernehmen<br />
und in Freunds<strong>ch</strong>aft ges<strong>ch</strong>ah. Jedem das Seine. Es sind ni<strong>ch</strong>t feindli<strong>ch</strong>e Berei<strong>ch</strong>e, sondern<br />
nur unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Sphären, die man akzeptieren kann. Abram setzte si<strong>ch</strong> später<br />
sogar sehr für seinen Neffen ein, wie wir glei<strong>ch</strong> sehen werden. Der natürli<strong>ch</strong>e Berei<strong>ch</strong><br />
oder der äußere Mens<strong>ch</strong> wandte si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> der Trennung bezei<strong>ch</strong>nenderweise in jene<br />
Gegend (Zustand), in der si<strong>ch</strong> Sodom entwickelte und wel<strong>ch</strong>e später höllis<strong>ch</strong> wurde.<br />
Hier sehen wir den Hang des natürli<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>en zu den Begierden des Bösen. Dort<br />
geriet er bald in Verwicklungen, Kriege und Gefangens<strong>ch</strong>aft, woraus er dur<strong>ch</strong> Abram<br />
(der geistigen Seite des Mens<strong>ch</strong>en) gerettet wurde. "… als nun Abram hörte, daß seines<br />
Bruders Sohn gefangen war, wappnete er seine Kne<strong>ch</strong>te, dreihundertunda<strong>ch</strong>tzehn, in<br />
seinem Hause geboren, und jagte ihnen na<strong>ch</strong>." Dieser Akt der Nä<strong>ch</strong>stenliebe wurde<br />
dur<strong>ch</strong> den Oberpriester Mel<strong>ch</strong>isedek, der in Salem (später Jerusalem) residierte und den<br />
Herrn darstellt, gesegnet.<br />
Na<strong>ch</strong> dieser kleinen Vors<strong>ch</strong>au über das spätere S<strong>ch</strong>icksal von Lot, kehren wir wieder zu<br />
der Trennung von Lot und Abram zurück. Na<strong>ch</strong>dem diese ges<strong>ch</strong>ah, war der Weg in das<br />
Heilige Land frei. Alles, was uns an die Materie bindet, muß "auf seinen Platz ver-