Offene Tore 2000 - Orah.ch
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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 71<br />
Amerika ges<strong>ch</strong>rieben hat, erklärt daher die Ähnli<strong>ch</strong>keiten in beiden Systemen mit einer<br />
gemeinsamen Wurzel und nennt Paracelsus, "dessen gründli<strong>ch</strong>e Studenten beide, Hahnemann<br />
und Swedenborg, waren und dessen Lehre von den 'Signaturen' für einen<br />
Großteil der Ähnli<strong>ch</strong>keiten zwis<strong>ch</strong>en ihren Theorien verantwortli<strong>ch</strong> ist." 40 Elinore Peebles<br />
weist auf zwei Persönli<strong>ch</strong>keiten hin, die swedenborgs<strong>ch</strong>e Gedanken an Hahnemann<br />
vermittelt haben könnten: "Wir wissen, dass … Hahnemann in Kontakt mit Johann<br />
Wolfgang von Goethe und Heinri<strong>ch</strong> Heine stand und für sie wohl au<strong>ch</strong> Verordnungen<br />
ausstellte; beide waren mit der geistigen Seite der Philosophie Swedenborgs vertraut<br />
und von ihr angetan." 41 Und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> sei erwähnt, dass Hahnemann in das erstmals<br />
1810 veröffentli<strong>ch</strong>te "Organon der rationellen Heilkunde" naturphilosophis<strong>ch</strong>e Gedanken<br />
von Friedri<strong>ch</strong> W. J. S<strong>ch</strong>elling einbezog, der ebenfalls von Swedenborg beeinflusst<br />
war. Denno<strong>ch</strong> hat si<strong>ch</strong> trotz zahlrei<strong>ch</strong>er Bemühungen eine direkte Beeinflussung Hahnemanns<br />
dur<strong>ch</strong> Swedenborg bisher ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>weisen lassen.<br />
1.2. Lebenskraft na<strong>ch</strong> Hahnemann und Seele na<strong>ch</strong> Swedenborg<br />
Ergänzend zu dem in diesem Heft der <strong>Offene</strong>n <strong>Tore</strong> bereits Gesagten, mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> auf einige<br />
Ähnli<strong>ch</strong>keiten zwis<strong>ch</strong>en Hahnemann und Swedenborg hinweisen, indem i<strong>ch</strong> Zitate<br />
gegenüberstellen werde. Hahnemann re<strong>ch</strong>net im Organismus mit einer "Lebenskraft",<br />
die der Seele (anima) im swedenborgs<strong>ch</strong>en System sehr ähnli<strong>ch</strong> ist. Hahnemann<br />
s<strong>ch</strong>reibt: "Der materielle Organism, ohne Lebenskraft geda<strong>ch</strong>t, ist keiner Empfindung,<br />
keiner Thätigkeit, keiner Selbsterhaltung fähig; nur das immaterielle, den materiellen<br />
Organism im gesunden und kranken Zustande belebende Wesen (das Lebensprincip, die<br />
Lebenskraft) verleiht ihm alle Empfindung und bewirkt seine Lebensverri<strong>ch</strong>tungen." 42<br />
Ähnli<strong>ch</strong>es weiß Swedenborg von der Seele zu beri<strong>ch</strong>ten; im folgenden Text tau<strong>ch</strong>t sogar<br />
au<strong>ch</strong> der Begriff "Lebenskraft" auf: "Wer gründli<strong>ch</strong> darüber na<strong>ch</strong>denkt, kann wissen,<br />
daß ni<strong>ch</strong>t der Körper denkt, sondern die Seele, da sie geistig ist. Die Seele des Mens<strong>ch</strong>en,<br />
über deren Unsterbli<strong>ch</strong>keit viele ges<strong>ch</strong>rieben haben, ist sein Geist. Dieser ist in<br />
der Tat unsterbli<strong>ch</strong>, und zwar mit allem, was zu ihm gehört. Er ist es au<strong>ch</strong>, der im Körper<br />
denkt, eben weil er geistig ist und das Geistige in si<strong>ch</strong> aufnimmt und geistig lebt,<br />
das heißt denkt und will. Daher gehört alles geistige Leben, das im Körper ers<strong>ch</strong>eint,<br />
dem Geist, und au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t im geringsten dem Körper an. Wie bereits gesagt, ist ja der<br />
Körper stoffli<strong>ch</strong>, und das dem Körper eigentümli<strong>ch</strong>e Stoffli<strong>ch</strong>e ist dem Geist nur hinzugefügt<br />
und fast etwas wie eine Nebensa<strong>ch</strong>e, unerläßli<strong>ch</strong> für den Geist des Mens<strong>ch</strong>en in<br />
40 M. Block, a.a.O., 162.<br />
41 Elinore Peebles, Homeopathy and the New Chur<strong>ch</strong>, 472, in: Emanuel Swedenborg: A Continuing Vision,<br />
herausgegeben von Robin Larsen u.a., 1988, 468 - 472.<br />
42 Samuel Hahnemann, Organon der Heilkunst, Textkritis<strong>ch</strong>e Ausgabe der se<strong>ch</strong>sten Auflage, Heildelberg:<br />
Haug, 1999, § 10. Diese Ausgabe wird im Haupttext zitiert.