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Offene Tore 2000 - Orah.ch

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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 57<br />

gen. Er hat seine Seele mit Mystik genährt, und sie dabei verhungern lassen; gewöhnli<strong>ch</strong>e<br />

Frömmigkeit hätte ihr so gut getan. Er fing an, die Heiligen in dem na<strong>ch</strong>zuahmen,<br />

was unna<strong>ch</strong>ahmli<strong>ch</strong> ist und endet damit, das religiöse Leben entmutigt aufzugeben. Anfängli<strong>ch</strong><br />

gierte er na<strong>ch</strong> Übernatürli<strong>ch</strong>em und s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> findet er die gewöhnli<strong>ch</strong>en<br />

Übungen des Glaubens s<strong>ch</strong>wierig.<br />

Die Selbsttäus<strong>ch</strong>ung dur<strong>ch</strong> fals<strong>ch</strong>e Demut. Jedermann fühlt, daß die Demut in besonderer<br />

Weise die Tugend der Vollkommenheit ist und jeder will sie erwerben. Wir fangen<br />

an, abfällig von uns zu reden (glauben aber ni<strong>ch</strong>t im geringsten daran!) Diese Selbstanklagen<br />

neigen dazu, geistige Blindheit zu erzeugen. Diese künstli<strong>ch</strong>e Selbsterniedrigung<br />

bringt uns dahin, daß wir uns im Dienste Gottes nur an Niederes heranwagen. Der<br />

Mens<strong>ch</strong> bleibt hinter den Absi<strong>ch</strong>ten Gottes zurück. Selbsttäus<strong>ch</strong>ung untergräbt und zerstört<br />

die volle Entfaltung des Mens<strong>ch</strong>en. So armselig diese Selbsttäus<strong>ch</strong>ung au<strong>ch</strong> ist, hat<br />

sie do<strong>ch</strong> ihren Stolz!<br />

Es gibt nun vielfältige Kreuzungen bei diesen Arten der Selbsttäus<strong>ch</strong>ung. Man verstrickt<br />

si<strong>ch</strong> in ni<strong>ch</strong>ts auf der Welt so sehr wie in Selbsttäus<strong>ch</strong>ung. Alle Formen sind<br />

s<strong>ch</strong>nell um si<strong>ch</strong> greifende Krankheiten. "Sol<strong>ch</strong>e, die si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t prüfen, sind mit Kranken<br />

zu verglei<strong>ch</strong>en, bei wel<strong>ch</strong>en das Blut infolge der Verstopfung der kleinsten Gefäße verdorben<br />

ist" (Swed.).<br />

Man brau<strong>ch</strong>t ein gewisses Maß frommen Mutes, diese widerli<strong>ch</strong>e Ers<strong>ch</strong>einung unserer<br />

gefallenen Natur immer genauer kennenzulernen. "Die Selbstliebe als der erbittertste<br />

Feind Gottes und seiner Vorsehung, diese wohnt im Innern eines jeden Mens<strong>ch</strong>en von<br />

Geburt an. Wenn du sie ni<strong>ch</strong>t erkennst - und sie will ni<strong>ch</strong>t erkannt werden - so wohnt<br />

sie in Si<strong>ch</strong>erheit und bewa<strong>ch</strong>t die Pforte, daß diese ni<strong>ch</strong>t vom Mens<strong>ch</strong>en geöffnet - und<br />

die Selbstliebe dann vom Herrn ausgetrieben werde. Die Pforte wird vom Mens<strong>ch</strong>en dadur<strong>ch</strong><br />

geöffnet, daß er das Böse als Sünde flieht wie aus si<strong>ch</strong>" (Swed.). Daß der Mens<strong>ch</strong><br />

selbst öffnen muß, erklärt der Vater in der Heiligen S<strong>ch</strong>rift: "I<strong>ch</strong> stehe vor der Tür und<br />

klopfe an, wenn jemand Meine Stimme hört und die Tür auftut, so will I<strong>ch</strong> zu ihm eingehen<br />

und Abendmahl halten."<br />

Wir müssen die vielen Arten der Selbsttäus<strong>ch</strong>ung au<strong>ch</strong> als festes Ganzes betra<strong>ch</strong>ten<br />

und dabei fällt auf: ihre unbegrenzte Ma<strong>ch</strong>t! Andere Versu<strong>ch</strong>ungen haben ein begrenztes<br />

Feld. Selbsttäus<strong>ch</strong>ung muß mehr sein als eine Versu<strong>ch</strong>ung. Versu<strong>ch</strong>ungen stellen<br />

si<strong>ch</strong> unter bestimmten Umständen ein, und diese Umstände verkünden uns die kommende<br />

Versu<strong>ch</strong>ung. Selbsttäus<strong>ch</strong>ung ist überall. Sie leitet zu bestimmten Vorgehen an,<br />

gibt Beharrli<strong>ch</strong>keit dazu. Sie ist der Erdboden, der Untergrund für unsere Handlungen<br />

und sie überwölbt sie wie das Firmament. Sie lobt und fördert die Eigenliebe, sie leitet<br />

das Gewissen irre, sie ist nie müde, immer in unserer Gesells<strong>ch</strong>aft.

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