Offene Tore 2000 - Orah.ch
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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 97<br />
S<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> einigen Tagen spürte er eine Veränderung in seinem Befinden; es stellten<br />
si<strong>ch</strong> Symptome ein, die er ganz sorgfältig und penibel aufs<strong>ch</strong>rieb. Sein alter gesunder<br />
Zustand, wie er ihn von si<strong>ch</strong> selber kannte, vers<strong>ch</strong>wand, und Befindensveränderungen<br />
auf allen Ebenen stellten si<strong>ch</strong> ein. Er war ers<strong>ch</strong>öpft, sein sonst ruhiges Wesen verwandelte<br />
si<strong>ch</strong> in nervöse Reizbarkeit, Unruhe und depressive Stimmung. Im Kopf hatte er<br />
das Gefühl, als ob das Gehirn gegen den S<strong>ch</strong>ädel s<strong>ch</strong>lüge. In den Gliedern spürte er<br />
Taubheitsgefühle und Zittern.<br />
Na<strong>ch</strong> ein paar Tagen s<strong>ch</strong>aute er si<strong>ch</strong> diese Symptomenauflistung an und stellte zu seiner<br />
Überras<strong>ch</strong>ung fest, daß er Symptome entwickelte, die einem We<strong>ch</strong>selfieber täus<strong>ch</strong>end<br />
ähnli<strong>ch</strong> waren. Er setzte die Arznei ab und die Symptome vers<strong>ch</strong>wanden na<strong>ch</strong><br />
einigen Tagen. Sein alter gesunder Zustand kehrte auf allen Ebenen zurück. Das konnte<br />
aber au<strong>ch</strong> nur ein Zufall sein, und so fing er no<strong>ch</strong>mals an, die Arznei einzunehmen, und<br />
wieder stellten si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> ein paar Tagen diese Befindensveränderungen ein. Es setzte die<br />
Arznei erneut ab und alle Veränderungen vers<strong>ch</strong>wanden und der alte gesunde Zustand<br />
kehrte zurück.<br />
Um si<strong>ch</strong>er zu gehen, gab er die Chinarinde gesunden Verwandten und Bekannten, und<br />
zu seinem Erstaunen stellten si<strong>ch</strong> bei allen "Prüfern" mehr oder weniger stark diese<br />
speziellen Befindensveränderungen ein. Wurde die Arznei abgesetzt, so vers<strong>ch</strong>wanden<br />
alle Symptome und der jeweils alte gesunde Zustand kehrte zurück. Hahnemann notierte<br />
au<strong>ch</strong> die Symptome der anderen "Prüfer" ganz penibel und erstellte so ein Prüfungsprotokoll<br />
der Chinarinde bei Prüfung am gesunden Mens<strong>ch</strong>en.<br />
Angeregt dur<strong>ch</strong> diese Entdeckung erwa<strong>ch</strong>te sein Fors<strong>ch</strong>ergeist und nun begann er eifrig,<br />
alle damaligen Arzneisubstanzen auf ihre Mögli<strong>ch</strong>keit, das gesunde mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />
Befinden zu verändern, zu untersu<strong>ch</strong>en. Er "prüfte" alle Substanzen an si<strong>ch</strong>, seinen<br />
Freunden und Bekannten.<br />
Für die Prüfung benutzte er ganz geringe Mengen der Ursubstanz, die tägli<strong>ch</strong> mehrmals<br />
eingenommen wurden, bis si<strong>ch</strong> deutli<strong>ch</strong> wahrnehmbare objektive und subjektive Befindensveränderungen<br />
einstellten. Alle auftretenden Befindensveränderungen, die si<strong>ch</strong> auf<br />
der geistigen, emotionalen und körperli<strong>ch</strong>en Ebene einstellten, wurden genau protokolliert<br />
und ausgewertet. Na<strong>ch</strong>dem er viele der damals übli<strong>ch</strong>en Arzneien genau geprüft<br />
und "Prüfungsprotokolle" erstellt hatte, begann er au<strong>ch</strong> Substanzen zu prüfen, die no<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t als Arznei verwendet wurden, um deren Potential, das mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Befinden zu<br />
verändern, zu erfors<strong>ch</strong>en. Die Prüfung der Tollkirs<strong>ch</strong>e z. B. erbra<strong>ch</strong>te folgende <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>e<br />
Befindensänderungen: Ho<strong>ch</strong>roter Kopf, weite Pupillen, durstlos trotz trockenen<br />
Mundes, starke Unruhe, Halluzinationen, Halss<strong>ch</strong>merzen und Ohrens<strong>ch</strong>merzen re<strong>ch</strong>ts,<br />
starkes Herzklopfen usw. Die Sammlung an Prüfungsprotokollen sämtli<strong>ch</strong>er Arzneien