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Offene Tore 2000 - Orah.ch

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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 39<br />

Lazarus und seine S<strong>ch</strong>western. In den die na<strong>ch</strong>österli<strong>ch</strong>e Gemeins<strong>ch</strong>aft vorbereitenden<br />

Kapiteln 13 bis 17 ist eine sehr auffallende Häufung dieses Begriffes zu beoba<strong>ch</strong>ten (Joh<br />

13,1.23.34f; 14,15.21.23.31; 15,9f.12.13.17; 17,23f.26). Dies zeigt, dass die Liebe als<br />

das Leben vom Vater über den Sohn via Lazarus, wel<strong>ch</strong>er der Todesma<strong>ch</strong>t entrissen<br />

wurde, nun in die Jüngers<strong>ch</strong>ar, die ein Vollbild der inneren Kir<strong>ch</strong>e ist, überströmt. Ferner<br />

begegnet dieser Begriff in Verbindung mit dem Lieblingsjünger (Joh 13,23; 19,26;<br />

21,7) und im 21. Kapitel, wel<strong>ch</strong>es das Verhältnis von Glaube (Petrus) und Liebe (Johannes)<br />

in der Zeit der Kir<strong>ch</strong>e reflektiert.<br />

Der Abs<strong>ch</strong>nitt Joh 13,12-20 ist formal betra<strong>ch</strong>tet ein Jesusmonolog. Die Eingangsfrage,<br />

"Versteht (erkennt) ihr, was i<strong>ch</strong> an eu<strong>ch</strong> getan habe?" (13,12), zeigt, dass Jesu Tun na<strong>ch</strong><br />

einem tieferen Sinn hin befragbar ist. Dazu passt, dass im Epilog des Johannesevangeliums<br />

(Joh 20,30f) Jesu gesamtes Tun und Reden unter dem S<strong>ch</strong>lüsselbegriff des<br />

Zei<strong>ch</strong>ens zusammengefasst wird. Mit Blick auf das ganze Evangelium kann das letztli<strong>ch</strong><br />

nur bedeuten, dass Jesu gesamtes Dasein den unsi<strong>ch</strong>tbaren, aber in Jesus anwesenden<br />

Vater vergegenwärtigt. Das Verstehen der Fußwas<strong>ch</strong>ung kommt gebündelt im Begriff<br />

des Beispiels (13,15) zum Ausdruck. Der Gesandte des Vaters (das Wort des Liebegeistes),<br />

dessen Wirksamkeit si<strong>ch</strong> bis in die geistfernen, aber den geistigen Forts<strong>ch</strong>ritt allein<br />

ermögli<strong>ch</strong>enden Fuß- oder Naturberei<strong>ch</strong>e erstreckt, wird dur<strong>ch</strong> ebendiese Tat zum<br />

Paradigma aller e<strong>ch</strong>ten Abgesandten (siehe Apostel in 13,16) dieses einen Urgesandten.<br />

Die Gemeinde Christi ist daran erkennbar, dass si<strong>ch</strong> ihre Mitglieder gegenseitig die Füße<br />

was<strong>ch</strong>en, dass sie si<strong>ch</strong> bei der Reinigung der verkrusteten Außenpersönli<strong>ch</strong>keit helfen<br />

und so in gegenseitiger Liebe üben. Wer diese Bots<strong>ch</strong>aft aufnimmt, der nimmt dadur<strong>ch</strong><br />

den Christusgeist auf, und wer diesen aufnimmt, der nimmt damit eigentli<strong>ch</strong> den<br />

Urgeist der Liebe oder des Vaters auf. Oder mit Jesu Worten gesagt: "Wer einen aufnimmt,<br />

den i<strong>ch</strong> sende, nimmt mi<strong>ch</strong> auf, und wer mi<strong>ch</strong> aufnimmt, nimmt den auf, der<br />

mi<strong>ch</strong> gesandt hat." (13,20).<br />

Au<strong>ch</strong> Judas tritt uns in dieser Fußerzählung beziehungsrei<strong>ch</strong> mit seinen Tretwerkzeugen<br />

entgegen. "Der mein Brot isst, erhob gegen mi<strong>ch</strong> seine Ferse." (13,18; Ps 41,10),<br />

dieses S<strong>ch</strong>riftwort soll dur<strong>ch</strong> den Judasverrat erfüllt werden. Die Ferse erinnert uns an<br />

Gen 3,15 und an Jakob, den "Fersehalt" (Buber Gen 25,26), der zum Stammvater der Juden<br />

wurde, von denen Judas seinen Namen hat. Das Erheben der Ferse ist Ausdruck des<br />

alten Ho<strong>ch</strong>muts, der Dominanz des Niederträ<strong>ch</strong>tigen, und somit die radikale Aufkündigung<br />

der Gemeins<strong>ch</strong>aft der Liebe ("Der mein Brot isst"). Do<strong>ch</strong> wie gesagt, der Tritt des<br />

Judas setzt die Erhöhung des Gottgesandten ni<strong>ch</strong>t in Gang. Die Erhöhung des mit göttli<strong>ch</strong>er<br />

Ma<strong>ch</strong>t festgetretenen Kosmos in Christus, dieses erhebende Werk ist allein das des<br />

seinsmä<strong>ch</strong>tigen Gottes, dessen starker Arm Jesus ist. Das Böse und Fals<strong>ch</strong>e bewirkt<br />

ni<strong>ch</strong>ts, aber entgeht au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dem allweisen Plane Gottes.

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