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Offene Tore 2000 - Orah.ch

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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 66<br />

bild (simulacrum). Alles Göttli<strong>ch</strong>e ist urbildli<strong>ch</strong>, die intellektuellen, sittli<strong>ch</strong>en und bürgerli<strong>ch</strong>en<br />

Dinge sind Abbilder und Bilder, die natürli<strong>ch</strong>en und physis<strong>ch</strong>en Dinge hingegen<br />

sind Na<strong>ch</strong>bilder. Daher werden si<strong>ch</strong> die Urbilder, die Abbilder und die Na<strong>ch</strong>bilder<br />

vollständig darstellen. Au<strong>ch</strong> besteht ein gegenseitiges Entspre<strong>ch</strong>ungsverhältnis und<br />

Harmonie, denn eines wird vom anderen anerkannt und anerkennt es als etwas dieses<br />

eine im Auge Habende.<br />

Drittes Beispiel<br />

Es gibt keine Bewegung ohne Streben, aber Streben ohne Bewegung. Wenn nämli<strong>ch</strong> das<br />

gesamte Streben in offene Bewegung ausbrä<strong>ch</strong>e, ginge die Welt zugrunde, denn es gäbe<br />

kein Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t.<br />

Es gibt keine Tätigkeit ohne Willen, aber Willen ohne Tätigkeit. Wenn der gesamte Wille<br />

in offene Tätigkeit ausbrä<strong>ch</strong>e, ginge der Mens<strong>ch</strong> zugrunde, denn es gäbe keine Waage<br />

der Vernunft, keine Mäßigerin.<br />

Es gibt keine göttli<strong>ch</strong>e Wirksamkeit ohne Vorsehung, aber mit Si<strong>ch</strong>erheit eine Vorsehung,<br />

die ni<strong>ch</strong>t werktätig oder wirkend ist. Wenn die gesamte Vorsehung wirkend am<br />

Werke wäre, könnte die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft ni<strong>ch</strong>t bestehen bleiben, wie sie ist,<br />

denn es gäbe keinen wahren Gebrau<strong>ch</strong> der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Freiheit.<br />

Entspre<strong>ch</strong>ungen: 1. Welt, Mens<strong>ch</strong>, mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft. Denn der Mens<strong>ch</strong> wird ein<br />

Mikrokosmos, eine kleine Welt, genannt; und die mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft eine große<br />

Welt, französis<strong>ch</strong> Le monde. Damit es eine Welt gibt, ist eine Natur erforderli<strong>ch</strong>; damit<br />

es einen Mens<strong>ch</strong>en gibt, ist ein vernunftbegabter Geist erforderli<strong>ch</strong>; damit es eine<br />

mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft gibt, muß es Gott geben. Was das Göttli<strong>ch</strong>e ist, erkennt man<br />

in der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft und ganz besonders in der umfassendsten Gesells<strong>ch</strong>aft,<br />

der himmlis<strong>ch</strong>en Seelengesells<strong>ch</strong>aft. 2. Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t, Waage der Vernunft bzw.<br />

die Vernunft als Mäßigerin, wahrer Gebrau<strong>ch</strong> der Freiheit. Vieles bändigt und bes<strong>ch</strong>ränkt<br />

den mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Willen, so daß er ni<strong>ch</strong>t in offene Tätigkeit ausbri<strong>ch</strong>t. Es gibt Zügel<br />

und Widerstände vers<strong>ch</strong>iedenster Art: Uns<strong>ch</strong>ickli<strong>ch</strong>es, Unehrenhaftes, vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Liebesarten und Leidens<strong>ch</strong>aften, von denen eine die andere zügelt, Fur<strong>ch</strong>t, Notwendigkeiten,<br />

Unmögli<strong>ch</strong>keiten. Damit daher im Geist ein Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t herrs<strong>ch</strong>t, ist die mäßigende<br />

Vernunft, die Klugheit oder wägende Vernunft, erforderli<strong>ch</strong>. Außerdem entspri<strong>ch</strong>t<br />

au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> die Gere<strong>ch</strong>tigkeit dem Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t, aber nur wo das Gere<strong>ch</strong>te und<br />

Ungere<strong>ch</strong>te Gegenstand der Rede ist. Der wahre Gebrau<strong>ch</strong> der Freiheit ist das eigentli<strong>ch</strong>e<br />

Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft, der Mißbrau<strong>ch</strong> hingegen ist die Zerstörung<br />

des Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>ts. Regierungsformen, Herrs<strong>ch</strong>ende, Untergebene, Strafen und<br />

Auszei<strong>ch</strong>nungen gibt es einzig und allein zur Zügelung der Freizügigkeit und zur Bes<strong>ch</strong>ränkung,<br />

damit man die gestattete Freiheit wahrhaft hat. Wenn nämli<strong>ch</strong> der göttli<strong>ch</strong>e

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