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Offene Tore 2000 - Orah.ch

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OFFENE TORE: Jahrbu<strong>ch</strong> <strong>2000</strong> 55<br />

Nuß der Selbsterkenntnis zu knacken. "… die Selbstliebe bringt mit si<strong>ch</strong>, daß man ni<strong>ch</strong>t<br />

geleitet werden will vom Herrn, sondern von si<strong>ch</strong> selbst" (Swed.).<br />

Zweitens, das eigene I<strong>ch</strong>, das si<strong>ch</strong> selbst betrügt. Eitelkeit ist hier die verbreitetste Ursa<strong>ch</strong>e.<br />

Wir alle übers<strong>ch</strong>ätzen uns auf die töri<strong>ch</strong>ste Weise! Z.B. wenn wir uns in Gedanken<br />

über uns selbst aufhalten, beginnt sofort die Selbsttäus<strong>ch</strong>ung. Das eigene I<strong>ch</strong> sieht<br />

si<strong>ch</strong> immer fals<strong>ch</strong>! Über uns selbst na<strong>ch</strong>zugrübeln führt uns auf einen neuen Weg zur<br />

Selbsttäus<strong>ch</strong>ung und zwar dadur<strong>ch</strong>, daß wir fast ohne es zu merken unsere Gefühle mit<br />

der Wirkli<strong>ch</strong>keit unsere frommen Wüns<strong>ch</strong>e mit Taten verwe<strong>ch</strong>seln! Die Selbstliebe versteht<br />

es mit viel Ges<strong>ch</strong>ick, ihre Ideale und die Verwirkli<strong>ch</strong>ung ineinander übergehen zu<br />

lassen, so daß niemand wissen soll, was Theorie und was Praxis ist. Weiter betrügen wir<br />

uns dadur<strong>ch</strong>, daß wir das, was offenbar unre<strong>ch</strong>t ist, bes<strong>ch</strong>önigen. Ein fortlaufender<br />

Kommentar heimli<strong>ch</strong>er Selbstents<strong>ch</strong>uldigung geht uns dur<strong>ch</strong> den Kopf. Wir geben zu,<br />

gewisse Handlungen oder Unterlassungen sind unre<strong>ch</strong>t. Aber die Verhältnisse liegen<br />

bei uns ganz besonders, wodur<strong>ch</strong> bei uns weniger unre<strong>ch</strong>t ist als bei anderen. Man<strong>ch</strong>mal<br />

hat unser Temperament S<strong>ch</strong>uld, unsere Gesundheit, unsere Stellung. Man<strong>ch</strong>mal<br />

sind wir gereizt worden. Wir begnügen uns mit lei<strong>ch</strong>ter Rüge, blicken glei<strong>ch</strong> auf die guten<br />

Seiten unseres Charakters und überhaupt: wer von uns ist s<strong>ch</strong>on ohne Fehl? Und<br />

damit sind wir beim Anderen und weg von uns. Mit dieser Methode der Selbsttäus<strong>ch</strong>ung,<br />

versu<strong>ch</strong>en wir eine genauere Bekannts<strong>ch</strong>aft mit unseren fadens<strong>ch</strong>einigen Motiven<br />

aufzus<strong>ch</strong>ieben. Wir haben so viel zu tun! Und es ist im geistli<strong>ch</strong>en Leben immer<br />

unklug, si<strong>ch</strong> mehr vorzunehmen, als man leisten kann. Wir haben so viele offenkundige<br />

Fehler zu bekämpfen, so eilt es ni<strong>ch</strong>t so sehr mit gründli<strong>ch</strong>er Selbstprüfung. "… denn<br />

das si<strong>ch</strong> zu allen Sünden bekennen ist ein Eins<strong>ch</strong>läfern aller und ein si<strong>ch</strong> Verblenden"<br />

(Swed.).<br />

Drittens, man läßt si<strong>ch</strong> von außen dur<strong>ch</strong> Dinge oder Personen täus<strong>ch</strong>en. Wir sind mindestens<br />

doppelt so lobsü<strong>ch</strong>tig, als wir wahr haben wollen! Wenn wir auf Lob ausgehen<br />

oder uns do<strong>ch</strong> unmißverständli<strong>ch</strong> darin sonnen, so lassen wir uns dur<strong>ch</strong> andere täus<strong>ch</strong>en,<br />

oft ohne deren S<strong>ch</strong>uld. Die Gier na<strong>ch</strong> Lob ist selbst in den Demütigsten no<strong>ch</strong> unbegreifli<strong>ch</strong><br />

stark. Wir bekümmern uns fast gar ni<strong>ch</strong>t um die Qualität des Lobes. Wie<br />

durstige Kamele in der Wüste das s<strong>ch</strong>mutzigste Wasser mit Wonne trinken! Wir geben<br />

dem Lob eine Bedeutung, die uns tief bes<strong>ch</strong>ämen sollte! Wir bringen andere dazu, uns<br />

zu täus<strong>ch</strong>en, dur<strong>ch</strong> die Art, wie wir mit ihnen über uns selbst spre<strong>ch</strong>en. Dies gilt besonders<br />

bei frommen Gesprä<strong>ch</strong>en und dem Gerede über unseren Charakter. Hier gibt es<br />

nur eine Alternative: Unser inneres Leben viel mehr geheim zu halten oder es viel<br />

s<strong>ch</strong>rankenloser zu offenbaren. Der Mittelweg bedeutet lügen. Das Ri<strong>ch</strong>tige: überhaupt<br />

ni<strong>ch</strong>t über si<strong>ch</strong> selbst spre<strong>ch</strong>en! Do<strong>ch</strong> es gibt kaum eine s<strong>ch</strong>wierigere Übung <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>er<br />

Vollkommenheit, als sol<strong>ch</strong>es Gerede zu lassen, Wir ma<strong>ch</strong>en die Leute glauben, daß<br />

wir viel edler sind als in Wirkli<strong>ch</strong>keit und veranlassen sie so zu Lob und Bewunderung.

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