Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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stenhauses, geben dem Antlitz etwas Heroisches. Von Bart sieht<br />
man in dem mit gleichmäßiger Todtenbläffe überzogenen Angesicht<br />
nirgends eine Spur; aber das einfach umgelegte Haupthaar<br />
erscheint am Hinterkopfe ziemlich lang, während es gegen die<br />
Stirn zu immer mehr abnimmt, seine Farbe ist ein dunkles Braun.<br />
Die Glie<strong>der</strong> sind vom besten Verhältniß, ihre Lage nicht<br />
ohne ein gewisses Gefühl für Symmetrie, ja selbst für Styl<br />
nur nicht in strenger Auffassung angeordnet und ebenso spricht<br />
sich in <strong>der</strong> reichen Kleidung, in <strong>der</strong> Angabe <strong>der</strong> Falten und ihrer<br />
Führung ein dem Zierlichen nicht frem<strong>der</strong> Sinn geschmackvoll<br />
aus. Die Länge <strong>der</strong> ganzen Figur, 6 Fuß 3 Zoll, wird durch<br />
die Ueberlieferung, welche Barnim als einen „gewaltigen Mann"<br />
und „furchtbaren Krieger" schil<strong>der</strong>t, gerechtfertigt und verdient<br />
dieselbe um so mehr Glauben, wie so stattliche Verhältnisse in<br />
<strong>der</strong> Herzogsfamilie fast durchgängig angetroffen werden.<br />
Ein an<strong>der</strong>es Moment des künstlerischen Werthes liegt in<br />
<strong>der</strong> Färbung des Werkes, das heißt, soweit dieselbe alt ist, und<br />
dies ist sie mit Ausnahme <strong>der</strong> Eisenhandschuhe, des Beinharnisches<br />
und des Hündchens, welche wahrscheinlich im Laufe des vorigen<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts ganz roh und verständnißlos übermalt worden sind,<br />
durchgängig. Ein merkwürdiges Beispiel davon, wie weit die<br />
eigenthümliche Polychromie <strong>der</strong> Plastik des Mittelalters zu uns<br />
hinabreicht, ist die Feinheit und Harmonie des Tons in den unberührt<br />
erhaltenen Theilen eine fast vollkommene zu nennen. Es<br />
sind, wie sich solches eigentlich von selbst versteht, durchgängig<br />
sanfte, gebrochene Farben, welche man angewendet hat und diese<br />
sprechen in ihrer schon an und für sich milden Weise, hier noch<br />
erhöht durch die richtig abgewogene Zusammenstellung Auge und<br />
Gefühl wohlthätig an. Hierher sollten unsere für die Bemalung<br />
<strong>der</strong> Bildhauerwerke schwärmenden Kunstgelehrten und Künstler<br />
kommen, um sich zu erfreuen, und zu sehen, daß nicht bloß das<br />
Mittelalter seine Gestalten mit zarten Tönen zieren konnte; son<strong>der</strong>n<br />
daß sich auch in späterer Zeit in dieser Richtung ab und<br />
an ein achtbares und liebenswürdiges Empfinden Kund tlmt.<br />
Möge ein günstiges Geschick nur sorgen, daß die Hand des Erneuerers<br />
dem alten Bilde fern bleibe; denn wenn auch jetzt kein