Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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seiner die Chronisten und zwar gleich mit diesem erstem Male<br />
in einer höchst eigenthümlich bedeutungsvollen Weise.<br />
Betrachten wir uns die dem genannten Jahre voraus-<br />
gehende Epoche und jene in ihr wirksame Persönlichkeit, auf<br />
welche es hier vor Allem ankommt, ein wenig genauer.<br />
Es sah damals gar traurig aus im Pommerlande, überall<br />
herrschte Zwietracht und Wirrsal, Kampf und Zerfall. Ein roher,<br />
raubsüchtiger Adel, Städte voll innerer Parteiung und gegen-<br />
seitigen Neides und das dem Drucke, sowie <strong>der</strong> Unsicherheit aller<br />
Zustande beinahe erliegende Landvolk gewährten den Fürsten<br />
nirgends Anlehnung, nirgends zuverlässige Mittel, um das Ge-<br />
meinwohl des Landes mit einigem Erfolge zu för<strong>der</strong>n. Die<br />
Herzoge waren denn auch, bisweilen in Folge dessen so machtlos,<br />
daß'sie, anstatt Befehle zu ertheilen, solche von den Unterthanen<br />
entgegen nehmen mußten, ja, daß es ihnen nicht einmal immer<br />
vergönnt ward,, ihren Aufenthalt nach eigener Wahl zu bestim-<br />
men.. Den meisten Trotz boten ihnen die Städte, vor allen das<br />
kecke Stralsund, welches mit einer solchen Schnelligkeit emporge-<br />
blüht war, daß es bereits kaum hun<strong>der</strong>t Jahre nach seiner<br />
Gründung zu den Tonangebern <strong>der</strong> Hansa zählte und im Laufe<br />
des, vierzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts den Gipfel seines Ansehens und<br />
seiner Macht erstiegen hatte.<br />
Manche Fürsten des pommerschen Hauses sahen somit all'<br />
ihr bestes Wollen, jede auf das Wohl ihrer Lande gewendete An-<br />
strengung nutzlos im Sande verrinnen, an<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>, weniger<br />
gewissenhaft, o<strong>der</strong> schlaffer und. vielleicht das, Vergebliche jeden<br />
ahnlichen Bemühens voraus ahndend, ließen die Dinge gehen<br />
und genossen des Lebens,, so gut es sich eben thun ließ, ihre<br />
Privatangelegenheiten vorzugsweise .im Auge habend, wie<strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>e endlich, von <strong>der</strong> abenteuerlichen Luft jener Zeiten ange-<br />
weht und tief unbefriedigt durch die bedeutungslose Rolle, die<br />
sie in den Handeln des eigenen Landes spielen sollten, richteten<br />
ihre Blicke nach auswärts, mischten sich in Sachen, die ihnen<br />
bei Lichte besehen, gar nichts angingen und zogen, nach fahren<strong>der</strong><br />
Ritter Weise, mit dem kleinen Häuflein ihrer Getreuen zu Sieg<br />
o<strong>der</strong> Tod in die Fremde hinaus.