Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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Unter diesen letzteren begegnen wir <strong>der</strong> romantischen Gestalt<br />
Herzog Barnims VI. von Wolgasi.<br />
Allerdings ist das Wenige, was wir umständlicher und mit<br />
Zuverlässig!eit über sein kurzes, unter so rauben und fast un-<br />
unterbrochenen Stürmen dahingeflossenes Leben erfahren, nicht<br />
immer geeignet, ihn als Regenten hoch zu stellen, ja, was weit<br />
schwerer wiegt, selbst sein sittlicher Werth erscheint, wenigstens<br />
nach heutigem Maße gemessen, mehr als zweifelhaft; aber trotz-<br />
dem kann man sich nicht enthalten, dem tollkühnen, jungen<br />
Abenteurer einige Theilnahme zuzuwenden, <strong>der</strong> nach so viel<br />
wagehalsigen Fahrten, nach so manchem tapfer bestandenen, bluti-<br />
gen Strauße zu Lande und zu Meer, nicht im Getümmel <strong>der</strong><br />
Feldschlacht, wie er solches sicherlich erhofft, seinen Tod finden<br />
sollte; son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> plötzlich von einer grauenhaften Krankheit<br />
erfaßt, in <strong>der</strong> Abgeschiedenheit eines pommerschen Gutshofes<br />
enden mußte und dessen getreues Abbild in <strong>der</strong> Kirche des ent-<br />
legenen Dörfchens Kentz uns noch heute so lebendig seine Gestalt<br />
und die Züge seines Angesichts zurückruft.<br />
Barnim VI. war ein Sohn Herzog Wartislaw VI. von<br />
Pommern und <strong>der</strong> Anna, Johanns von Mecklenburg-Stargard<br />
Tochter. Ueber die Zeit seiner Geburt ist nichts Bestimmtes<br />
festzustellen und nur soviel sicher, daß er sowohl wie sein Bru<strong>der</strong>,<br />
Wartislav VIII., nach dem Jahre 4 363 zur Welt gekommen<br />
sind. Seine erste Erziehung und Jugend liegen ebenfalls im<br />
Dunkeln, doch läßt sich von letzterer allerdings annehmen, er sei<br />
wie dies in <strong>der</strong> Inschrift auf <strong>der</strong> kentzer Gedächtnißtafel gesagt<br />
wird, „rsßia, disciplina, eäucatus" das heißt, <strong>der</strong> gewöhnlichen<br />
Fürstenerziehung seiner Epoche theilhaftig geworden.<br />
Die schnell aufeinan<strong>der</strong> folgenden Todesfälle seines Oheims,<br />
Bogislavs VI. und seines Vaters riefen ihn 1394 unerwartet<br />
früh zur Herrschaft, die er mit seinem Bru<strong>der</strong> gemeinsam antrat.<br />
In <strong>der</strong> ersten Zeit seiner Regierung erscheinen seine Hand-<br />
lungen wohlüberlegt und maßvoll, auch muß das fürstliche An-<br />
sehn selbst in den Städten, trotz manchrr Fehlgriffe Bogis-<br />
lavs VI. und trotz seines Vaters langer Abwesenheit aus einer<br />
Pilgerfahrt ins heilige Land noch nicht so ganz gesunken gewesen