Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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min<strong>der</strong> trauern, entwe<strong>der</strong> bis zur Unkenntlichkeit verbaut und<br />
entstellt, o<strong>der</strong> gleichfalls gebrochen, zerstört und verwüstet alle die<br />
an<strong>der</strong>en Sitze fürstlicher Herrlichkeit; das prachtvolle, kostbare<br />
Mobiliar, die reichen Bücher- und Kunstschatze, die auf die Ge-<br />
schichte des Landes so vielfach bezüglichen Denkmale, welche einst<br />
in sinniger Ordnung die ehrwürdigen Räume jener Wohnungen<br />
erfüllten, des trefflichen Herzogs Philipp II. mannigfache Samm-<br />
lungen , von denen Hainhofer in seinem Reisetagebuche so ein-<br />
gehend und anziehend erzahlt, — wohin kam das Alles! — Ab<br />
und an, aber selten, wenn wir die unabsehbaren Gallerten <strong>der</strong><br />
Museen durchwan<strong>der</strong>n, in dm Prunkhallen <strong>der</strong> Königsschlösser<br />
verweilen, o<strong>der</strong> die verführerisch geschmückten Erkerkabinette <strong>der</strong><br />
Prinzessinnen bewun<strong>der</strong>nd betrachten, streift unser Blick wohl das<br />
dem Pommern heilige, uralte Symbol des Greifen: entwe<strong>der</strong> es<br />
krönt in getriebenem Silber cine herrliche Truhe von Ebenholz,<br />
o<strong>der</strong> es prangt an dem schön geschnitzten Rahmen eines ernst<br />
und traurig blickenden Fürsicndildes, o<strong>der</strong> endlich es dient einem<br />
köstlichen Kastchen von Elfenbein zur zierlichen Unterlage —<br />
dann überkommt cs uns wohl im ersten Momente wie Freude,<br />
wie heimathlicher Gruß, denn wir wissen es ja, woher jene kost-<br />
baren Reliquien stammen; aber gleich darauf folgt die Trauer<br />
nach, ein Seufzer entringt sich unserer Brust und wir wenden<br />
uns schnell, daß solch' seltsame Bewegung niemanden befremde.<br />
Ach und selbst die armen Leichen <strong>der</strong> Fürsten sollten noch<br />
durch Vernachlässigung und unheilige Hände geschändet und so<br />
ihre letzten Ruhcorte entweiht werden. Denn, nachdem Bogis-<br />
law XIV. am 10. März 1637 im siebenundfunfzigsten Jahre<br />
seines Alters gestorben war, blieb sein Körper volle siebenzehn<br />
Jahre unbestattet, weil keiner von den Fürsten, welche sich um<br />
seine Erbschaft stritten, die Begräbnißkosten tragen wollte; das<br />
Land selbst aber in Folge des unsäglichen Elendes des Krieges<br />
wirklich außer Stande dazu war.<br />
Noch größere Schmach jedoch traf die Leichen des Wolgaster<br />
Zweiges, welche von Kirchenraubern in den Gruftraumen des<br />
uralten Gotteshauses zu St. Peter in Wolgast im Jahre 1669<br />
auf eine so empörende Weise geplün<strong>der</strong>t und, weil den ruchlosen