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Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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an. Rückwärts führte aus <strong>der</strong> westlichen Fensternische eine be-<br />

queme gerade Treppe hinauf, in <strong>der</strong>en hohem Gelän<strong>der</strong> sich die<br />

Brüstung <strong>der</strong> Kanzel mit ihren überhöht quadratischen Fel<strong>der</strong>n<br />

fortsetzte. Letztere waren mit historischen Gemälden geschmückt,<br />

alle übrigen Theile <strong>der</strong> Brüstung aber mit ebenso reichen wie<br />

geschmackvoll gedachten, meist vergoldeten, Zierrathen in Blätter-<br />

werk von vortrefflicher Arbeit bedeckt. — Von den bisher<br />

geschil<strong>der</strong>ten Theilen <strong>der</strong> ehemaligen Kanzel hat sich <strong>der</strong> Haupt-<br />

theil <strong>der</strong>selben freilich in dem Kelche <strong>der</strong> neuen erhalten, doch ist<br />

die architektonische Wirlunq eine an<strong>der</strong>e geworden. Die heutige<br />

Kanzel hat, auch abgesehen davon, daß ihr <strong>der</strong> stattliche Auf-<br />

gang fehlt, nicht die Räumlichkeit <strong>der</strong> alten; sie ist näher an den<br />

Pfeiler gerückt und erscheint auch innerlich verengt.*) — Ueber<br />

dem Kelcke <strong>der</strong> Kanzel erhob sich ehemals ein Dach, das von<br />

zwei jünglingsartigen Engeln mit großen, rückwärts entfalteten<br />

Flügeln getragen wurde. Diese Engel standen auf den Seiten<br />

<strong>der</strong> Brüstung und zeichneten sich durch die Anmuth ihrer Bewe-<br />

gung aus; die nackten Theile waren weißlich bemalt, die Gewän-<br />

<strong>der</strong> vergoldet. Das Dach selbst bestand in einer goldfarbigen,<br />

reichbefranzten Decke, auf welche sich in graugefärbten Wolken<br />

kleinere Engel, darunter ein tubablasell<strong>der</strong> herabließen; hinter den<br />

kegelförmig aufgethürmten Wolken strahlte eine große goldene<br />

Sonne. — So weit solche Darstellungen des Himmels in Holz-<br />

werk ästhetisch zulässig sind, konnte man auch diesem Theile <strong>der</strong><br />

Kanzel ein volles Lob gewiß nicht vorenthalten. Die schwächste<br />

Seite des Bauwerks war ohne Zweifel die Art und Weise,<br />

wie es mit Wand und Pfeiler verbunden war; hier hatte man<br />

sich nicht an<strong>der</strong>s zu helfen gewußt, als mit einem großen blauen<br />

Teppick, <strong>der</strong> um den Pfeiler gemalt, dem Vorbau als colorifti-<br />

scher Hintergrund diente. Dem ungeachtet machte das Ganze<br />

einen sehr befriedigenden und harmonischen Eindruck, obwohl<br />

mchi alle seine Theile <strong>der</strong>selben Epoche angehörten. Hierüber<br />

noch ein weiteres Wort.<br />

*) Ein Urtheil über den Umbau <strong>der</strong> Kanzel soll hiermit um so<br />

weniger ausgesprochen werden, als dem Einsen<strong>der</strong> die Gründe, die dabei<br />

leitend waren, ganz unbekannt sind.

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