Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

88
Gesellen das Abstreifen des fürstlichen Todtenschmuckes nicht
schnell und bequem genug gieng, selbst zum Theile zerrissen
worden sind, daß man das Protokoll, welches die schwedische
Regierung über diese furchtbare That des Wandalismus auf-
nehmen ließ, nicht ohne Entsetzen und die qualvollsten Empfin-
dungen durchlesen kann.
Unter solchen Umstanden erscheint es denn doch wohl als
eine heilige Pflicht, die geringen, noch wie durch Wunder ge-
retteten Erinnerungszeichen an den alten Greifenstamm hoch zu
halten, mit liebevollem Sinne zu erforschen und da, wo es nöthig
ist, für ihre Erhaltung oder würdige Wiederherstellung Sorge zu
tragen-
Es ist mir eine ganz besonders große Freude, hier durch
eine eingehendere Würdigung zuerst ein Denkmal jener Art, an
dem ihm gebührenden Platze der pommerschen und selbst der
allgemeinen Kunstgeschichte einzureihen, welches den wechselvollen
Zeitraum eines Vierteljahrtausends in seltenster Frische überdauert
hat, das den Vaterlandsfreund tief bewegt; den Geschichte- und
Kunstkenner aber mit der innigsten Theilnahme erfüllen muß
Ein Werk rührender Pietät, vom Herzog Philipp II. seinem
Ahnherrn im Jahre 1603*) errichtet, gemahnt es an zwei
Fürsten, die, obgleich demselben Geschlechte angehörend, nach
Allem, was wir von ihnen wissen, nicht verschiedener gedacht
werden können, auch hat der eine nur Lager und Schlachtfeld,
nur Ringen und Kämpfen gekannt und angestrebt, während der
andere, der größte und einsichtsvollste Kunstbeförderer, den Pom-
mern unter seinen Herrschern aufzuweisen vermag, in seiner
sinnigen einer reinen Frömmigkeit und den edelsten Genüssen des
*) Wunderbar genug datirt der Historiker Barthold in seiner „Ge«
schichte von Rügen und Pommern" das kentzer Grabmal in die Zeit
gleich nach Herzog Barnims Tode znrück; abgesehen von der Deutlichkeit,
mit der die Formensprache der Gestalt zu uns, redet, hätte ihn hiervon
doch schon die von ihm selbst mitgetheilte Inschrift, auf der dazugehörigen
Gedächtuißtafel abhalten sollen, in der sich Herzog Philipp II. so bestimmt
als Stifter des Ganzen .Kund giebt.