Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

Menschendaseins ergebenen Weise, eingerahmt von dem heitersten,
buntesten Treiben eines liebenswürdigen Hofes, uns das Bild
der letzten, fröhlichen Tage vom alten Pommerlande mit freund,
lichen Farben in der Seele wach ruft. —
Etwa eine viertel Meile südlich von Barth liegt das Dorf
Kentz inmitten fruchtbaren Ackerlandes. Obgleich die zwischen
dem Darß und der Küste des Festlandes eingedrungenen Meeresbuchten
nicht ferne sind und die Holzungen von Carnin im
Südosten, die Divitzer und Barther Wälder aber gegen Westen
sie umziehen, entbehrt die Gegend in der unmittelbaren Nahe
des Ortes doch der anmuthenden Belebung durch größere Wasserstächen,
ist fast baumlos und deßhalb ohne landschaftlichen Reiz,
wenn man nicht etwa einige Wiesenfiächen für freundlich gelten
lassen will, die sich abend- und mittagwärts ausbreiten. Ehedem
muß es hier, wenigstens was die Vegetation betrifft, anders ausgesehn
haben; denn noch der alte Gerdes rühmt in seiner, im
gewundensten Barockstyl des siebenzehnten Jahrhunderts geschriebenen
„Xsntxa. Xreno" von den umliegenden Geländen, sie seien
„lustig" und „mit vielen schattenreichen Bäumen angefüllt".
Dagegen sind die Häuser des Dorfes selbst meist nett gehalten,
Ordnungssinn und leidliche Wohlhabenheit verrathend;
der Brunenpavillon, eine breite Kastanienallee in der Mitte und
andere Reste von minderem Belange erinnern an die Zeiten, wo
die hiesige Heilquelle Kurgaste aus Nähe und Ferne herbeilockte,
das ehrwürdige Gotteshaus aber, welches wir später betreten
werden, eine der schönsten Kirchen des ganzen Landes, verleiht
der gesammten Oertlichkeit eine höhere Weihe und eine ganz besondere
Anziehungskraft.
Im früheren Mittelalter scheint das Dorf ohne allgemeinere
Wichtigkeit gewesen zu sein, wenigstens findet man es
in den ersten Jahrhunderten unserer Kultur nirgends in hervortretender
Art erwähnt. Erst unter dem Jahre l405 gedenken