Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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nicht stattgefunden.^) Nun konnte sich freilich <strong>der</strong> Maler, nach Maler<br />
Weise, hierin Willkürlichkeiten erlaubt haben, aber um den ge-<br />
schichtlichen Werth <strong>der</strong> Darstellung wäre es damit geschehen ge-<br />
wesen.<br />
Indessen war die ganze Ueberlieferung auch eine irrige.<br />
Eine nähere Prüfung nämlich ergiebt, daß es sich bei dem<br />
Empfang auf dem Bilde wohl um einen Fürsten und um Vene-<br />
dig handelt, aber nicht um Bogislav X, son<strong>der</strong>n um Heinrich Hl<br />
von Frankreich. Derselbe wär 1574 in Krakau, wo er als<br />
König von Polen weilte, von <strong>der</strong> Nachricht überrascht worden,<br />
daß sein Bru<strong>der</strong> und Vorgänger auf dem französischen Thron<br />
mit Tode abgegangen sei> und kehrte nun auf einem Umwege<br />
über Venedig nach Paris zurück. Noch nie hatte ein so mächti-<br />
ger Herrscher in neuerer Zeit das Gebiet <strong>der</strong> Lagunenstadt be-<br />
treten ^) ; auch galt Frankreich noch immer als <strong>der</strong> natürliche<br />
Verbündete <strong>der</strong> Republik; insbeson<strong>der</strong>e aber feierte die herrschende<br />
Partei in dem König den eifrigen Gegner <strong>der</strong> Reformation.<br />
Diese Umstände bewogen die Regierung zu einem beson<strong>der</strong>s<br />
großartigen Empfange und gaben diesem das Ansehen eines po-<br />
litischen Ereignisses. Darum wurde auch das Andenken daran<br />
durch öffentliche Denkmäler gefeiert, unter an<strong>der</strong>en durch ein<br />
großes Gemälde, welches noch heute im Dogenpalast ausbewahrt<br />
wird. Dies Bild ist von dem Vicentiner Andrea de' Michieli<br />
gemalt. Es stellt den Vorgang in lebensgroßen Figuren dar,<br />
und zwar, soweit die Erinnerung des Einsen<strong>der</strong>s reicht, ganz<br />
*) Wenigstens nicht nach <strong>der</strong> beglaubigtsten Quelle (Kanzow, sä.<br />
Böhmer, S. 316), dem Berichte Martin Dalmer's, des Notars, „welcher<br />
allewege mit dabei gewesen". (S. 300.)<br />
**) F. Sansovino sagt darüber in seiner Beschreibung Venedigs<br />
(Venetia, oitt». nokiliZgiin» eto.) vom Jahre 1580: „poi-oiockö 1a<br />
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Die Souveräne, welche Venedig besuchten, thaten es sonst nur im<br />
strengsten Incognito. Von Carl V ging nnr das Gerücht, er sei dort<br />
gewesen.