Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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viel zu verlangen war. Es ist aber bei solchen Sammlungen<br />
anch in <strong>der</strong> Regel nicht auf Knnstwerth abgesehn gewesen, wie<br />
die ersten Bildnißgalerien beweisen, welche in Italien entstanden<br />
und nun, durch ganz Europa hin, ein mit Leidenschaft befolgtes<br />
Vorbild wurden. Das früheste größere Beispiel einer solchen,<br />
für den Geist jener Zeit sehr bemerkenswerthen Anlage gab <strong>der</strong><br />
bekannte Geschichtsschreiber Paolo Giovio, Bischof von Nocera,<br />
in seinem Wohnsitze bei Comò, noch in <strong>der</strong> ersten Hälfte des<br />
sechzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts. Sein Bildniß verzeichnet unser<br />
Cataloq unter Nr. 7. Die ganze Gelehrsamkeit <strong>der</strong> Zeit wurde<br />
ausgeboten, um die schönsten und glaubwürdigsten Portraits zu<br />
Vorbil<strong>der</strong>n zu erhalten, aber, <strong>der</strong> damaligen Kritik gemäß, nicht<br />
immer mit Erfolg. Auch wurden bisweilen die unausfüllbaren<br />
Lücken in unbefangenster Weise mit reinen Phantasieportraiten<br />
ausgefüllt, die dann allmählig zum Range authentischer Vor-<br />
bil<strong>der</strong> aufrückten. Aber selbst, wo echte Bildnisse vorlagen, war<br />
die Nachbildung meist so flüchtig, daß ihre Erzeugnisse ilono-<br />
graphisch nur geringen Werth haben. Aue <strong>der</strong> Giovioschen<br />
Galerie können wir das freilich nicht mehr ersehen, da dieselbe<br />
untergegangen ist, aber eine vollständige Copie <strong>der</strong>selben, und<br />
durch an<strong>der</strong>e Copieen reichlich gemehrt, befindet sich heute noch<br />
im florentiner Museum, in den Corridore» <strong>der</strong> Nffizien. Dieser<br />
interessante Erwerb ist dem Großherzoqe Cosmus I zu verdanken,<br />
welcher um 1550 einen gewissen Christoforo Papl dell' Altissimo,<br />
Schüler Pontormo's und Bronzino's, nach Comò sandte, um<br />
vie Sammlung Giovio's zu copiren. Die heutige Portrait-<br />
sammlung in Florenz besteht aus 69(1 Nummern, sämmtlich in<br />
Ocl gemalte Brustbil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Halbfiguren in natürlicher Größe,<br />
flüchtige Arbeiten ohne Kunstwerth, welche zwischen seelenloser<br />
Allgemeinheit in Auedruck und Formen und einer übertriebenen<br />
Charakteristik schwanken^). Aehnlich hat man sich auch die „in<br />
Farben gemalten Conterfeye" Herzog Philipps zu denken, we-<br />
nigstens diejenigen, welche keine Familienbildnisse waren. In<br />
.<br />
5) Auf die dortige (Valerie <strong>der</strong> Bildnisse von Malern bezieht sich<br />
dies Urtheil nicht.