Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

sie nur mit Hamburg oder Holland aus der zweiten oder dritten Hand
Geschäfte machten und hierdurch jahrlich mehrere Tonnen Goldes
aus dem Lande gingen. In ununterbrochener Rede wandte sich
darauf der Monarch besonders zu den Berliner Kaufleuten und
äußerte:
Es befremde ihn auf's Höchste, daß sie seinem Plane nicht
nur entgegenträten, sondern sich sogar erkühnten denselben außer
Landes gehässig zu machen und seine Absichten den fremden ausländischen
Kaufleuten mit schwarzen Farben abzumalen. Er
hätte den Beweis davon in Händen und würde das Nähere dem
Schuldigen vorhalten können, wenn sein Gewissen ihm dies nicht
selber sagen müßte. Bei fortdauernder Widersetzlichkeit würde
er die erforderlichen Gegenmaßregeln zu ergreifen wissen.
In der Versammlung befand sich auch ein holländischer
Capitain Schuhmacher, welcher dem Gerüchte nach mit einigen
Familien in das Clevesche eingewandert war, um dort eine
Handlung zu errichten. An diesen wandte sich der König zuletzt
in französischer Sprache und schloß die Audienz mit den
Worten:
Seine Kaufleute waren zu einfältig, er müsse deshalb
fremde in das Land ziehen, um jene von diesen unterrichten zu
lassen.
Der Minister von Hagen gab darauf den Deputaten einen
Wink abzutreten und als diese den im Vorzimmer zurückgebliebenen
College« das Resultat der Audienz mittheilten, waren Alle
erbittert, weil man dem Könige eine falsche Ansicht über den
Handel beigebracht und auch den directen Handel Stettin's als eine
Hökerei dargestellt hatte. Die Achtung gegen den Landesvater
gestattete nicht, seinen Vortrag zu unterbrechen, da man sich jedoch
darüber nicht vereinigen konnte, ob es nützlich wäre, dem
Könige einen Nachweis über den directen Handel des Landes zu
überreichen, so traten die Deputirten ihre Rückreise an*), nur
*) Die Stettiner Deputirten waren 22 Tage in Berlin gewesen
und sie hielten es für billig, daß ihnen Diäten ausgezahlt würden. Der
gewöhnliche Diätensatz, welcher den zu einer Conserenz im Jahre 1747