Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

Der Handel unter Friedrich dem Großen.
Bei der Thronbesteigung Friedrick des Großen trieb
Stettin trotz seiner 85 Kaufleute mehr Kramerei als Großhandel, ^
wenige größere Häuser beherrschten das Geschäft; es fehlte an
Kapitalien, an Unternehmungslust, die damalige Kaufmannschaft
war mit den Bedürfnissen ihres Absatzgebietes, mit den billigsten
und günstigsten Einkaufsplätzen nicht bekannt, sie zeigte wenig
Lust ihre Kundscbaft zu erweitern. Außerdem hemmte die Sta-
pelgerechtigkeit und das Verbot, welches fremde Kaufleute selbst
Commissionaire auswärtiger Häuser von den Geschäften fern
hielt, die Entwickelung und Allsbildung des Handels.
Neben den damals den Markt beherrschenden Städten
Hamburg und Danzig genoß Stettin wenig Ansehen. Die
Steuerverhältnisse dieser beiden Städte, sowie die der ausländi-
schen Handelsplätze waren den Stettinern so wenig bekannt, daß
man bei Berechnung der Waarenpreisc nicht genau wissen konnte,
ob nicht die Hamburger und Danziger Kaustellte vor den
Stettinern im Vortheil waren. Ein einziger Krähn und eine
Waage genügten für die ein- und ausgehenden Waaren. Vier
Mäkler konnten bequem alle Anforderungen befriedigen. Die
Summe der Handels-Kapitalien betrug für die Ein- und Aus-
fuhr 301,911 Thlr., die Stadt hatte feine Börse, ihr Bud-
gel erreichte noch nicht die Summe von 50,000 Thlr., Einwoh-
ner zählte sie 12,740.
Obwohl Friedrich der Große dem überwundenen Mer-
cantil'Systeme und den Monopolen huldigte, so ist die Regie..