Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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mern anzusehen. Die Mängel dieses höchst eigenthümlichen<br />
Werkes eines ausgebildeten Naturalismus wurzeln, theils in dem<br />
allgemeinen Streben nach illusorischer Wirkung, theils in <strong>der</strong><br />
Absichtlichkeit, mit welcher die Schrecken eines qualvollen Ster-<br />
bens — ich erinnere hier nur an die geradezu unschöne Oeffnung<br />
des starren Mundes — hervorgehoben sind. Wie die Opferhin-<br />
gabe des Heilandes für die Seele des Christen dem Tode den<br />
Stachel nahm, so soll die Kunst, wenn sie einmal die geistent-<br />
kleidete Hülle überhaupt in ihr Bereich ziehen will, dem Ge-<br />
storbenen durch verklärende Ruhe und Schönheit eine höhere<br />
Weihe verleihen.<br />
Vielleicht erblicken wir in diesem Erinnerungszeichen an<br />
zwei unserer merkwürdigsten Fürsten die letzte Arbeit von einiger<br />
Bedeutung, welche in <strong>der</strong> unsern Vätern so vorzugsweise eigen-<br />
thümlichen Kunstweise von einem späten Jünger trefflicher Meister<br />
gebildet worden ist.<br />
Der wehmuthvolle Abendschein <strong>der</strong> Glückessonne unseres<br />
Vaterlandes umspielt die mächtige Gestalt des todten Herzogs,<br />
in <strong>der</strong> langen darauf folgenden Nacht ward nichts Aehnliches<br />
mehr erstrebt o<strong>der</strong> geleistet. —<br />
Es ist wohl ein Leben voll Wildheit und Trotz, voll Schuld,<br />
ja selbst nicht ohne Schande, an das wir hier herangeführt<br />
werden und dessen Gedenken wie ein schwerer Traum an uns<br />
vorüberzieht; aber dennoch fühlt man sich mitleidig ergriffen,<br />
wenn man auf das arme, alte Bild hinblickt. Der namenlose<br />
Jammer jener dunkeln Zeiten, ihr wüstes Wesen, die gänzliche<br />
Zerrüttung ihrer sittlichen Weltanschauung selbst — sie sprechen<br />
wie entschuldigend zu uns herüber und lassen eine Saite <strong>der</strong><br />
son<strong>der</strong>s ergebene Urenkel, Philipp II., erstgeborener Sohn Vogislavs XIII.<br />
und <strong>der</strong> Clara von Lüneburg, Herzog von Pommern, dieses Grabdenkmal,<br />
als ein überaus glänzendes Beispiel von Pietät gegen die Vorfahren ausschmücken<br />
und hier aufstellen im Jahre des Heils 1603, in welchem er,<br />
im Begriff seines Vaters Stelle in <strong>der</strong> Stettinschen Regierung zu übernehmen<br />
unter Christus, dem gnädigen Lenker <strong>der</strong> Heerschaaren, von Barth<br />
nach Stettin reisete."<br />
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