Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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Namentlich ist die große Zeit dabei bedacht worden, welche <strong>der</strong><br />
Norden die Zeit <strong>der</strong> Reformation, <strong>der</strong> Süden aber die Epoche<br />
<strong>der</strong> Renaissance nennt. Frauenbildnisse fehlen in dieser Abthei-<br />
lung ganz, doch darf man daraus nicht schließen, daß dies in<br />
Sammlungen <strong>der</strong> Art die Regel war. Auf die Wahl <strong>der</strong> Per-<br />
sonen darf man überhaupt kein großes Gewicht legen und daraus<br />
bestimmte Schlüsse auf die Sinnesrichtung des Besitzers ziehen.<br />
Wenigstens sind mancherlei Zufälligkeiten als mitwirkende Ursachen<br />
nicht außer Acht zu lassen. Im Allgemeinen folgte man wohl<br />
überall dem Florentiner Muster - äataloge, und nahm was zu<br />
bekommen war. So finden wir auch in unserm Verzeichnis<br />
die Familienbildnisse abgerechnet, nur wenige Portraits, die nicht<br />
auch in den Uffizien vorhanden sind.<br />
Dieser Einschränkungen ungeachtet mag es nicht ohne In-<br />
teresse sein, die Bildnisse näher zu classificiren. Von den<br />
90—100, die hier zur Sprache kommen, gehören etwa 40—50,<br />
also die Hälfte, <strong>der</strong> Reformationszelt an. Zwei große Mittel-<br />
punkte treten unter ihnen hervor, Kaiser Carl und die Familie<br />
<strong>der</strong> Medicäer. Aber auch bei dem ersteren handelt es sich nicht<br />
ulll Deutschland und die Reformation, son<strong>der</strong>n um Italien und<br />
die Habsburgische Macht, ein deutlicher Hinweis aus den letzten<br />
Ursprung unsres Verzeichnisses. Das Fürstenthum ist ini Ganzen<br />
mit 24 Bildnissen vertreten, von denen aber nur etwa 12 die<br />
Namen bedeuten<strong>der</strong> Menschen tragen. Eben so viele Nummern<br />
wie die Fürsten zahlen zusammen die Staatsmänner und Gene-<br />
rale, doch überwiegen die letzteren. Den Staatsmännern nahe<br />
kommen an Zahl die Dichter, während die Gelehrten, etwa zwölf<br />
Nummern, wenig hinter den Feldherren zurückbleiben. Die Kunst<br />
ist nur mit einem Paar Namen vertreten, eben so die Theologie,<br />
wenn man nicht etwa die Päpste hier mitzählen will. Im<br />
Geist jMer Zeit sind sie zu den Fürsten zu rechnen, und die<br />
vornehmsten unter diesen. Die sieben Bildnisse von Päpsten,<br />
welche die Sammlung zählt, erscheinen somit numerisch im rechten<br />
Verhältniß zu ihrer Bedeutung. Im übrigen ist, wie man<br />
sieht, die Vertretung <strong>der</strong> einzelnen Stände durchaus nicht in<br />
Uebereinstimmung mit Herzog Philipps bekannter Sinnesrichtung.