Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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erforderlich sind. 64 Sobald diese Verben aber in epistemischer Interpretation<br />
mit Infinitiv auftreten, sind sie ausnahmslos obligatorisch kohärent, wie<br />
bereits in den Abschnitten 1.4 und 2.2 gezeigt wurde.<br />
Im Unterschied dazu spielt obligatorische Kohärenz für die Herausbildung<br />
der Epistemizität der MV <strong>ein</strong>e bedeutende Rolle; Reis (2001: 309) hat schon<br />
darauf verwiesen, daß die epistemischen Formen justament dann auftauchten,<br />
als die Opposition [+/- kohärent] distinktiven Charakter erlangte.<br />
Im Gegensatz zu Reis wird hier die Auffassung vertreten, daß nicht ihr<br />
Konzept der starken Kohärenz für die Entwicklung von Epistemizität<br />
ausschlaggebend ist, sondern obligatorische Kohärenz all<strong>ein</strong>e hinreichend<br />
dafür ist. Denn mit (nicht) brauchenEMV liegt zumindest <strong>ein</strong> EMV vor, das in<br />
vielen Fällen nur obligatorisch und nicht stark kohärent konstruiert. Darüber<br />
hinaus existieren <strong>ein</strong>e Menge von Verben (sch<strong>ein</strong>en, drohen und<br />
versprechen), die den EMV unbestritten sehr nahe stehen, aber lediglich<br />
obligatorisch kohärent sind. 65<br />
Somit sch<strong>ein</strong>en für die betrachteten epistemischen Verben mehrere GR-<br />
Pfade zu existeren, die auf dem Weg zur Herausbildung der Epistemizität<br />
nach und nach in <strong>ein</strong>ander münden.<br />
3.3.2 Anhebung.<br />
Welche Rolle spielt Anhebung in der Entwicklung der EMV? Ist Anhebung<br />
für die Herausbildung der EMV verantwortlich oder nur Voraussetzung?<br />
Erstere These ist in Anbetracht der Situation im Gwd schwer<br />
aufrechtzuerhalten, wo <strong>ein</strong>deutige Belege für Fälle von DMV in<br />
Anhebungskonstruktionen vorliegen, wie wir bereits in Abschnitt 1.2.3<br />
gesehen haben. Auch die MV-Belege aus dem Parzival liefern weitere<br />
Evidenz gegen die Annahme, daß sich im Falle der MV aus deontischen<br />
Kontrollverben durch <strong>ein</strong>e Re-Analyse epistemische Anhebungsverben<br />
gebildet haben (Auswahl):<br />
64<br />
Auf die semantische Besonderheit von sch<strong>ein</strong>en ohne Infinitiv wies schon Diewald (2001:<br />
94f.) hin.<br />
65<br />
Siehe auch Abschnitt 2.2.1.<br />
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