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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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Merkmal die MV von den übrigen Verben absondert, worauf auch schon Reis<br />

(2001) hingewiesen hat. Doch auch dieses Kriterium ergibt nicht automatisch<br />

<strong>ein</strong>e homogene und unstreitbare MV-Klasse. Vielmehr konfrontiert es uns<br />

zunächst mit <strong>ein</strong>er Reihe von Hürden:<br />

Erstens bereitet uns möchte aufgrund der nie realisierten epistemischen<br />

Lesart ernsthaftes Kopfzerbrechen. Einerseits sehen wir uns gezwungen, es<br />

aufgrund s<strong>ein</strong>er wachsenden Autonomie als eigenständiges MV-Lexem zu<br />

bezeichnen, andererseits sollte es dann unserer Definition gemäß auch als<br />

EMV auftreten. Wie wir aber oben bemerkt haben, sch<strong>ein</strong>t möchte aber<br />

prinzipiell als EMV möglich zu s<strong>ein</strong>.<br />

Zweitens stehen wir spätestens dann mit unserer Klassifikation vor<br />

gravierenden Problemen, wenn sich dürfteEMV von dürfenDMV vollständig<br />

abspaltet, denn in diesem Falle lägen zwei monofunktionale MV-Lexeme vor.<br />

Drittens führt k<strong>ein</strong> Weg daran vorbei, auch andere Lexeme als die<br />

klassischen MV in die von uns vorgeschlagene Klasse aufzunehmen. Auf alle<br />

Fälle trifft das auf (nicht) brauchen zu. Wie oben beschrieben, spricht auch<br />

<strong>ein</strong>iges dafür, auch werden hinzuzuziehen. Ein endgültiges Urteil in dieser<br />

Frage behalten wir uns zunächst noch vor. Manche Autoren rücken auch<br />

sch<strong>ein</strong>en, drohen und versprechen aufgrund ihrer offenkundigen Epistemizität<br />

in die Nähe der MV. Wurmbrand (2001: 205) zählt bestimmte ihrer<br />

Gebrauchsweisen sogar explizit zu den EMV. Ihr Verhältnis zu den MV wird in<br />

Kapitel 2 ausführlich untersucht.<br />

Wenn MV <strong>ein</strong> Wesensmerkmal haben, das ihnen allen eigen ist, dann kann<br />

dieses nur Polyfunktionalität s<strong>ein</strong>. Was wir hier als MV beschrieben läßt sich<br />

aber nicht als homogene Klasse erfassen, die sich durch <strong>ein</strong> Merkmal [+/-MV]<br />

konstituiert. Vielmehr handelt es sich bei diesen Elementen um <strong>ein</strong>e Gruppe<br />

verwandter Verballexeme, die in verschieden starkem Ausmaß über <strong>ein</strong>e<br />

Reihe von Besonderheiten verfügen. Die Darstellung der MV als<br />

geschlossene, nach außen hin abgegrenzte Klasse (wie unter anderem in<br />

Diewald 1999) entspricht nicht der Empirie, da zwischen MV anderen Verben<br />

k<strong>ein</strong>e absoluten und strikten Grenzen herrschen, sondern vielmehr fließende<br />

Übergänge bestehen, wie im Anschluß noch gezeigt wird. Die folgenden<br />

Kapitel setzen sich mit etwaigen Gründen für diese Vielfalt der MV<br />

aus<strong>ein</strong>ander.<br />

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