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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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wenn sie futurisch Interpretiert werden. Diese FutE-Interpretation ist im Falle<br />

der MV nicht immer leicht zu finden, da die Kontexte, in denen sie auftritt,<br />

eigentlich focal zu der weitaus üblicheren DMV-Interpretation <strong>ein</strong>laden.<br />

Sehen wir uns noch <strong>ein</strong>mal die Sätze aus (43), hier wiederholt als (45) an:<br />

(45) a. Sie kann/muß/soll/will/wird gleich <strong>ein</strong>schlafen.<br />

b. Sie droht/verspricht gleich <strong>ein</strong>zuschlafen.<br />

c. Sie sch<strong>ein</strong>t gleich <strong>ein</strong>zuschlafen.<br />

d. Sie dürfte gleich <strong>ein</strong>schlafen.<br />

(45a) ist zunächst ambig. Die deontische Interpretation ist leichter verfügbar<br />

und liegt somit auf der Hand. (45b) zeigt aber, daß dieses Komplement<br />

zumindest in Kombination mit anderen Verben auch <strong>ein</strong>e futurischepistemisch<br />

Interpretation erfahren kann. (45c) macht deutlich, daß sich<br />

dieser Effekt k<strong>ein</strong>eswegs auf die verm<strong>ein</strong>tlich nicht-epistemischen Verben<br />

drohen und versprechen beschränkt, sondern auch das von Reis (2001: 311)<br />

als epistemisch klassifizierte Verb sch<strong>ein</strong>en erfaßt. In (45d) sehen wir, daß<br />

selbst das fast ausschließlich epistemisch gebrauchte MV dürfte davon<br />

betroffen ist. Und tatsächlich können die MV in (45a) auch auf diese Weise<br />

interpretiert werden. Reis´ (2001: 312) Behauptung, drohen und versprechen<br />

erlauben k<strong>ein</strong>e epistemische Interpretation, läßt sich nur mit Mühe<br />

aufrechterhalten. Einerseits ist ihre Bedeutung fast synonym zu jener der<br />

EMV, anderseits lassen sich die semantischen Unterschiede aber auch<br />

durch die für die MV entworfene Reflextheorie erklären.<br />

Die lang gehegte Ansicht, EMV wären nur hinsichtlich des Aspekts sensibel<br />

(siehe unter anderem Abraham (2001, 2002) oder Leiss (2003)), ist<br />

angesichts dessen überholt. Somit stimmt aber auch die von Leiss und<br />

Abraham vertretene Generalisierung nicht mehr, EMV vertrügen k<strong>ein</strong>e<br />

perfektive Komplemente. Sie muß vielmehr auf die PräEMV beschränkt<br />

werden. Aber Vorsicht, aus der Generalisierung, daß perfektive<br />

Komplemente in Kombination mit EMV nur als FutEMV interpretiert werden<br />

können, folgt k<strong>ein</strong>eswegs, daß stative Komplemente in Kombination mit EMV<br />

<strong>ein</strong>e PräE-Interpretation erzwingen. Denn wie schon Beispiel (39) in<br />

Abschnitt 2.2.2 gezeigt hat, kann <strong>ein</strong> FutEMV durchaus <strong>ein</strong>en stativen Infinitiv<br />

selegieren. Das darf aber wiederum nicht zu dem Fehlschluß verleiten,<br />

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