Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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die epistemischen Verwendungen von drohen und versprechen nicht jenen<br />
der bisher behandelten EMV: während diese nicht sensitiv hinsichtlich der<br />
temporalen Spezifikation ihres Infinitivkomplements sind, lassen jene nur<br />
Infinitive mit Zukunftslesart zu. Nimmt man nun auch für drohen und<br />
versprechen Polyfunktionalität an, so läßt sich bei aller<br />
Wesensverwandtschaft ihrer epistemischen Verwendungen mit jenen der MV<br />
nicht leugnen, daß sich auch große Unterschiede auftun, so zum Beispiel<br />
was die Eigenschaften ihrer nicht-epistemischen Formen anbelangt. Die in<br />
diesem Abschnitt gewonnene Erkenntnis, über die verschiedene temporale<br />
Spezifikation von EMV-Komplementen, werden wir nun etwas <strong>ein</strong>gehender<br />
betrachten.<br />
2.3 Epistemizität und Tempus.<br />
Die Einsicht, die uns Abschnitt 2.2 bescherte, legt nahe die epistemische<br />
Modalität hinsichtlich ihrer temporalen Spezifikation zu unterscheiden. Denn<br />
die bei drohen und versprechen beobachtbaren Effekte, gelten auch für die<br />
EMV und sch<strong>ein</strong>en und somit offenkundig für epistemische Verben generell.<br />
(43) a. Sie droht/verspricht gleich <strong>ein</strong>zuschlafen.<br />
b. Sie sch<strong>ein</strong>t gleich <strong>ein</strong>zuschlafen.<br />
c. Sie kann/muß/dürfte/soll/will/wird gleich <strong>ein</strong>schlafen.<br />
(44) a. *Sie droht/verspricht jetzt zu schlafen.<br />
b. Sie sch<strong>ein</strong>t jetzt zu schlafen<br />
c. Sie kann/muß/dürfte/soll/will/wird jetzt schlafen<br />
Während die Sätze in (43) <strong>ein</strong>e Vermutung/Befürchtung/Gewißheit (...) über<br />
<strong>ein</strong>e noch <strong>ein</strong>zutretende Aktion zum Ausdruck bringen, denotieren die Sätze<br />
in (44) <strong>ein</strong>e Vermutung (...) über <strong>ein</strong>en gegenwärtigen Zustand. Ich schlage<br />
zur besseren Unterscheidung vor, jene epistemische Modalität, die sich auf<br />
die Gegenwart bezieht, als präsentische epistemische Modalität (PräE) zu<br />
bezeichnen, und jene Modalität, die in die Zukunft weist, als futurische<br />
epistemische Modalität (FutE) zu bezeichnen. Elemente, die <strong>ein</strong>e<br />
Interpretation der jeweiligen Epistemizität zulassen, nenne ich in der Folge<br />
FutEMV und PräEMV.<br />
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