Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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durchwegs eben dieser nicht-epistemische Gebrauch vorliegt, anstelle <strong>ein</strong>er<br />
FutEMV-Interpretation. Aber auch im Falle von werden dürfte mit großer<br />
Sicherheit <strong>ein</strong>e Verwendung als FutEMV existieren, die ich hier aber nicht mit<br />
griffigen Diagnostika vom nicht-epistemischen Gebrauch trennen vermag.<br />
Ein Anhaltspunkt könnte in der Möglichkeit <strong>ein</strong>er Kombination mit<br />
epistemischen Satzadverbien liegen. Doch auch dadurch läßt sich der<br />
FutEMV-Gebrauch nicht klar isolieren, denn die Epistemizität könnte dann<br />
all<strong>ein</strong> durch die Satzadverbien getriggert s<strong>ein</strong>. Nichtsdestotrotz sprechen die<br />
oben angestellten Beobachtungen zumindest dafür, werden als<br />
polyfunktionales Element anzusehen. Zugegebenermaßen weist werden<br />
über <strong>ein</strong>e andere Form von Polyfunktionalität auf als die MV, da s<strong>ein</strong>e nichtepistemische<br />
Form nicht als deontische bezeichnet werden kann, sondern<br />
als Futur-Auxiliar. So kann dieses im in s<strong>ein</strong>er nicht-epistemischen Form im<br />
Gegensatz zu den DMV nur Zukunftsbezug haben.<br />
Um etwaigen Mißverständissen vorzubeugen, weise ich abschließend<br />
darauf hin, daß ich FutEMV und PräEMV nicht als verschiedene Lexeme<br />
betrachte, sondern verschiedene Arten der Interpretation, die durch die<br />
temporale Spezifikation der infinitivischen Komplemente ausgelöst wird und<br />
die für manche Lexeme bestimmte Beschränkungen erfährt.<br />
2.4 Zusammenfassung.<br />
Die Erkenntnisse aus Kapitel 2 sind wie folgt zusammenzufassen. Erstens<br />
läßt sich das unterschiedliche Verhalten von EMV und DMV nur in den<br />
seltensten Fällen auf absolute Verschiedenheiten zurückführen. Während<br />
DMV nur wenige Beschränkungen auferliegen, sind die EMV aufgrund ihrer<br />
Semantik in vielen Kontexten schwer verträglich. Beide Arten von MV<br />
bevorzugen bestimmte Distributionen, EMV wählen typischerweise stative<br />
Komplemente in assertiven Kontexten, DMV paaren sich meist mit<br />
perfektiven Komplementen mit Handlundssemantik. Die Annahme <strong>ein</strong>er<br />
dritten Modalität von Öhlschläger (1989), Diewald (1999) und Durbin/Sprouse<br />
(2001) , den objektiven EMV, erwies sich als müßig.<br />
Demgegenüber muß Epistemizität aber hinsichtlich ihrer temporalen<br />
Spezifikation unterteilt werden: Erstens in PräE, die nur die Einbettung von<br />
imperfektiven beziehungsweise perfektiven Komplementen in progressiver<br />
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