Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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diese Weise stehen auf LF zwei Positionen zur Skopusinterpretation zur<br />
Verfügung.<br />
Zum zweiten macht Wurmbrand darauf aufmerksam, daß in MV-<br />
Konstruktionen auch das <strong>ein</strong>gebettete Objekt Skopus über das Matrixsubjekt<br />
haben kann:<br />
(43) Gemäß Universitätsbestimmungen muß mindestens <strong>ein</strong><br />
Professor jeden Studenten betreuen. (= SW 1999 19)<br />
i. Universitätsbestimmungen verlangen, daß mindestens <strong>ein</strong> Professor<br />
jeden Student betreut.<br />
ii. Universitätsbestimmungen verlangen, daß jeder Student von<br />
mindestens <strong>ein</strong>em Professor betreut wird.<br />
Interpretation (i) ist wohl die unmarkiertere. In (ii) liegt der besprochene<br />
Effekt vor und tritt laut Wurmbrand (1999) auch nur in<br />
Anhebungskonstruktionen auf, da jener auf ganz ähnliche Faktoren wie die<br />
oben beschriebene Skopusambiguität zurückzuführen ist. Tatsächlich<br />
schließen Kontrollverben <strong>ein</strong>e solche Lesart aus (44), während<br />
Anhebungsverben Ambiguität vorweisen (45).<br />
(44) Ein Professor versprach jeden Studenten zu betreuen.<br />
(=SW 18a)<br />
(45) Ein Professor sch<strong>ein</strong>t jeden Studenten zu betreuen. (=SW 18b)<br />
Das Verhalten der MV in (43) spricht Wurmbrand zufolge dafür, selbige<br />
geschlossen den Anhebungsverben zuzurechnen. Folglich müßte (46) eben<br />
diese Ambiguität aufweisen:<br />
(46) Ein Professor muß/kann/darf/soll jeden Studenten betreuen.<br />
(i) Es ist notwendig/möglich/erlaubt/vorgeschrieben, daß mindestens <strong>ein</strong><br />
Professor jeden Studenten betreut.<br />
(ii) *Es ist notwendig/möglich/erlaubt/vorgeschrieben, daß jeder Student<br />
von mindestens <strong>ein</strong>em Professor betreut wird.<br />
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