Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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Was die Negation betrifft, so kommt Öhlschläger zu dem Schluß, daß ihr<br />
Skopus in allen ihren Lesarten prinzipiell ambig ist, auch wenn jedes Lexem<br />
s<strong>ein</strong>e eigenen Präferenzen hat 24 :<br />
(34) Fritz darf nicht tanzen. (=GÖ 109)<br />
(35) a. Fritz kam nicht zum Fest, obwohl er nicht tanzen durfte.<br />
(=GÖ 114a)<br />
b. Fritz kam nicht zum Fest, weil er nicht tanzen durfte. (=GÖ 114b)<br />
Sogesehen ist (34) hinsichtlich s<strong>ein</strong>es Skopus ambig. Üblicherweise wird<br />
dürfen + NEG mit weitem Negationsskopus interpretiert, das heißt, mit<br />
Skopus über das MV samt s<strong>ein</strong>en Komplementen. Wenn auch ungewohnt,<br />
(34) läßt sich aber auch mit engem Skopus lesen. In diesem Fall bezieht sich<br />
die Negation nur auf den Infinitiv. 25 Die enge Interpretation von (34) wäre<br />
somit in etwa: ”die Erlaubnis haben, nicht zu tanzen.” Da im Deutschen<br />
meistens die Präferenzen der MV für die <strong>ein</strong> oder andere Skopusvariante<br />
verschieden stark geregelt sind, fällt es oft schwer die zweite Variante<br />
herauszubekommen. Öhlschläger (1989) gibt zu, daß dazu oft <strong>ein</strong><br />
sprachlicher Kontext erforderlich ist – siehe Satz (35a). Statt der zweiten<br />
Skopusvariante wird aber meist <strong>ein</strong> anderes sprachliches Mittel<br />
herangezogen, um diese Bedeutung zu kodieren. Im Beispiel von (35a),<br />
würden die meisten Sprecher wohl [nicht [tanzen] müssen] anstelle von<br />
[[nicht tanzen] dürfen] verwenden. In anderen Fällen ist trotz verschiedener<br />
Skopusvarianten kaum <strong>ein</strong> Bedeutungsunterschied feststellbar:<br />
(36) a. Ich [will nicht [tanzen]].<br />
b. Ich [will [nicht tanzen]].<br />
24 Öhlschlägers (1989) Argumentation diesbezüglich weist im Endeffekt Inkonsistenzen auf: Auf<br />
der <strong>ein</strong>en Seite behauptet er ALLE MV ungeachtet ihrer Modalität wären biclausal, da sie beide<br />
Skopustypen der Negation zulassen: engen und weiten. Subjektiven EMV gesteht er aber nur<br />
den engen Skopus zu. Um die Behauptung, auch EMV ließen prinzipiell beide Skopustypen zu,<br />
aufrechtzuerhalten, ist Öhlschläger gezwungen zur Gruppe der subjektiven EMV weitere<br />
Lexeme hinzuzufügen, die auch den weiten Negationskopus erlauben: eben die objektiven<br />
EMV. Dennoch kämpft er weiterhin mit dem Problem, MV zu haben, die nur mit dem engen<br />
Skopus konstruieren. das spricht ganz klar gegen s<strong>ein</strong>e Biklausalitätshypothese. Näheres dazu<br />
siehe Abschnitt 2.1.4 & 2.1.5.<br />
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