Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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Genau wie in den (a)-Sätzen muß auch in den (b)-Sätzen das Subjekt von<br />
beeilen mit s<strong>ein</strong>em Reflexivpronomen über<strong>ein</strong>gestimmt s<strong>ein</strong>. Daraus<br />
wiederum läßt sich ableiten, daß das Infinitivsubjekt in den (b)-Beispielen<br />
auch mit dem Matrixsubjekt referenzident s<strong>ein</strong> muß. Auf welche Konstituente<br />
des übergeordneten Satzes sich das logische Subjekt des Infinitivs nun<br />
bezieht, wird laut Bech vor allem durch das übergeordnete Verb festgelegt. 16<br />
In den (b)-Beispielen bestimmen also jeweils die finiten MV im Matrixsatz,<br />
daß sich das Infinitivssubjekt von beeilen auf das Matrixsubjekt bezieht. Bech<br />
versieht die MV generell mit dem Koeffizienten (N´:N´´), was soviel bedeutet,<br />
daß <strong>ein</strong> von MV <strong>ein</strong>gebetteter Infinitiv s<strong>ein</strong> logisches Subjekt immer auf das<br />
Subjekt des MV referieren muß. Durch ihren Koeffizienten (N´:N´´) heben<br />
sich die MV von <strong>ein</strong>er Reihe von anderen den 1. Status regierenden Verben<br />
ab, nämlich vor allem den AcI- oder ECM-Verben lassen, hören ECMs ab.<br />
Nur sehr wenige Verben mit dem Koeffizienten (N´:N´´) regieren den 1.<br />
Status. 17<br />
Wie auch schon mit s<strong>ein</strong>en Ausführungen zur Rektion des Infinitivs hat<br />
Bech auch mit s<strong>ein</strong>em Überblick über das Orientierungsverhalten der<br />
Infinitive <strong>ein</strong> paar grundlegende Entwicklungen der Generativen Grammatik<br />
zum großen Teil vorweggenommen, die erst zwanzig Jahre nach dem<br />
Ersch<strong>ein</strong>en der Bechschen Studien folgen sollten. Kiss (1995: 2) betont aber,<br />
daß in <strong>ein</strong>em entscheidenden Punkt Bechs Theorien zum Infinitiv noch nicht<br />
ganz ausgereift waren, da diese vor allem die Relation zwischen<br />
Matrixsubjekt und Matrixprädikat völlig außer Acht läßt. Doch gerade hier<br />
setzt die jüngere Generative Theorie mit ihrer plausiblen Unterscheidung<br />
zwischen Kontroll- und Anhebungskonstruktion an. Diese Unterscheidung<br />
beruht auf der Annahme, daß Infinitive über <strong>ein</strong> Subjekt mit leerer<br />
phonetischer Merkmalsmatrix verfügen, dessen Natur vom jeweiligen Kontext<br />
abhängig ist. So geht die Generative Theorie davon aus, daß am Infinitiv<br />
anstelle des Subjektsnominativ in Kontrollkonstruktionen das phonetisch<br />
16 In manchen Fällen spielt auch der Status des Infinitivkomplements <strong>ein</strong>e Rolle. Da diese<br />
Konstruktionen für diese Studie unerheblich sind und ziemlich sicher auf <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>fachere Weise<br />
beschrieben werden können, gehe ich nicht weiter darauf <strong>ein</strong>. Näheres dazu siehe Bech<br />
(1955/57: 33f.)<br />
17 Bech (1955/57) zählt zu dieser Gruppe neben den sechs MV auch noch werden, tun, bleiben<br />
und haben. Wie ich in Fn. 14 schon erwägt habe, könnten gehen, kommen, s<strong>ein</strong> und lernen<br />
womöglich auch noch zu dieser Gruppe gehören.<br />
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