Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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FutEMV harmonierten mit wirklich aller Art von infinitivischen Komplementen.<br />
Gewisse Selektionsrestriktionen dürften auch für diese gelten, wie folgendes<br />
Beispiel nahelegt:<br />
(46) a. *Die Brücke droht <strong>ein</strong>gestürzt zu s<strong>ein</strong>.<br />
b. ??Die Brücke droht morgen <strong>ein</strong>gestürzt zu s<strong>ein</strong>.<br />
Der Zukunftsbezug in (46b) macht zwar den Satz grammatikalischer, läßt<br />
ihn aber trotzdem sehr markiert.<br />
Die Annahme von zweierlei epistemischen Modalitäten hat aber auch <strong>ein</strong>e<br />
Implikation für die MV. Denn diese müßten dann aufgrund der oben<br />
getroffenen Annahmen allesamt beide Interpretationen aufweisen, was aber<br />
zumindest in zwei Fällen auf Probleme stößt.<br />
wollenEMV sch<strong>ein</strong>t auf den ersten Blick r<strong>ein</strong> PräEMV zu s<strong>ein</strong>, <strong>ein</strong>e FutEMV-<br />
Interpretation weicht in (45a) zugunsten der DMV Interpretation zurück. Das<br />
mag aber <strong>ein</strong>erseits daran liegen, daß sich die Bedeutungen von DMV und<br />
FutEMV nur marginal unterscheiden, und andererseits daran, daß wollen als<br />
EMV so selten ist, daß davon nur <strong>ein</strong> verschwindend geringer Anteil die<br />
unüblichere FutE-Interpretation ausmacht. Dennoch beharre ich auf dem<br />
Standpunkt, daß wollen theoretisch auch <strong>ein</strong>e FutE-Interpretation erlaubt.<br />
Ähnlich geartet aber als etwas schwieriger stellt sich der Sachverhalt von<br />
werden dar. Wenn wir werden + INFINITIV als r<strong>ein</strong>es EMV betrachten, wie<br />
dies Vater (1975) tut, dann sind wir mit k<strong>ein</strong>erlei Probleme konfrontiert. Denn<br />
das was gem<strong>ein</strong>hin als werden-Futur bezeichnet wird, entspräche dann ganz<br />
<strong>ein</strong>fach unserem FutEMV-Gebrauch. Nur liegen nun Vorkommen von werden<br />
+ INFINITIV vor, die sich in Fragesätzen <strong>ein</strong>betten lassen:<br />
(47) Wann wird sie <strong>ein</strong>schlafen?<br />
(48) Wird sie <strong>ein</strong>schlafen?<br />
Da EMV in derartigen Kontexten nicht akzeptabel sind, muß es sich hier um<br />
<strong>ein</strong>e andere Form handeln. Offensichtlich liegt hier der in Abschnitt 1.4<br />
gesuchte nicht-epistemische-Gebrauch vor. Wenn aber werden auch über<br />
<strong>ein</strong>en nicht-epistemischen Gebrauch verfügt, dann stellt sich aber die Frage,<br />
ob nicht in jenen Kontexten, wo es sich mit perfektiven Infinitiven paart,<br />
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