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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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Daß es sich hierbei wirklich um zwei verschiedene Arten von Epistemizität<br />

handeln muß, legt <strong>ein</strong>e Reihe von interessanten Beobachtungen nahe.<br />

Wir haben oben aufgrund von nicht zu leugnenden Verwandtschaften in<br />

ihrem Wesen mit den EMV drohen und versprechen Epistemizität unterstellt.<br />

Dennoch vertragen sie sich nicht mit <strong>ein</strong>er Reihe von geradezu typischen<br />

EMV-Kontexten. Im Gegensatz zu den MV aber auch sch<strong>ein</strong>en erlauben<br />

drohen und versprechen, wie schon mehrfach gezeigt, k<strong>ein</strong>e PräE<br />

Interpretation. Woran mag das liegen? Werfen wir <strong>ein</strong>en Blick zurück auf die<br />

Aus<strong>ein</strong>andersetzungen in Abschnitt 1.3.2. Darin erwiesen sich die DMV mit<br />

prinzipiell allen Arten von temporal spezifizierten Infinitivkomplementen<br />

kompatibel: sowohl mit jenen, die Gleichzeitigkeit mit der Matrixhandlung<br />

ausdrücken, als auch mit jenen, die Nachzeitigkeit zur Matrixhandlung<br />

denotieren. Die Vollverbformen von versprechen und drohen lassen sich<br />

hingegen aus semantischen Gründen nur kaum mit präsentischen<br />

Infinitivkomplementen kombinieren, denn Drohungen und Versprechungen<br />

weisen per se in die Zukunft. So wundert es wenig, daß auch die<br />

epistemischen Varianten von drohen und versprechen ausschließlich<br />

Komplemente mit Zukunftsbezug selegieren können. Unsere Annahmen<br />

erweisen sich als weitere Evidenz für die schon mehrfach zitierte<br />

Reflextheorie von Abraham (2003a,b) und Diewald (1999), die sich darin<br />

ausdrückt, daß sich gewisse Eigenschaften der nicht-epistemischen Form in<br />

der epistemischen Form widerspiegeln. Dem oben erwähnten Problem,<br />

warum drohen und versprechen k<strong>ein</strong>e PräE-Interpretation dulden, könnten<br />

wir mit der Annahme entgegnen, daß zwar EMV und sch<strong>ein</strong>en indifferent<br />

bezüglich Tempus des Infinitivkomplements sind, drohen und versprechen in<br />

ihrer epistemischen Interpretation aber nur für FutE-Komplemente<br />

subkategorisiert sind.<br />

All diese Annahmen werden aber noch durch weitere Evidenz gestützt.<br />

Abraham (2001, 2002) hat gezeigt, daß perfektive Komplemente mit EMV in<br />

dergleichen Kontexten nur dann möglich sind, wenn ihnen <strong>ein</strong>e progressive<br />

Bedeutung zukommt. Das gilt aber nicht un<strong>ein</strong>geschränkt, sondern nur für<br />

die PräEMV. FutEMV lassen sich nämlich mit Infinitivkomplementen jeglicher<br />

Aktionsart kombinieren, wie ich schon in Abschnitt 2.2.2 gezeigt habe. Das<br />

heißt aber auch, daß EMV prinzipiell perfektive Komplemente zulassen,<br />

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