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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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(51) Das Auto kann/darf/muß/soll vor der Tür stehen.<br />

SUBJ = [–belebt], INF = [-perfektiv]<br />

Prinzipiell sind offensichtlich alle Varianten zulässig. Diewald (1999: 250)<br />

bemerkt aber, daß diese vier Varianten in verschieden starker Frequenz<br />

auftreten, es bestehen ganz klare Präferenzen zu belebtem Subjekt mit<br />

perfektiven Infinitiv (1) und unbelebtem Subjekt mit durativen Infinitiv (4). Für<br />

diese Korrelation sch<strong>ein</strong>t mir aber weniger das MV auschlaggebend zu s<strong>ein</strong>,<br />

als vielmehr die Selektionsvorlieben der <strong>ein</strong>gebetteten Infinitive.<br />

Wenden wir uns dem Verhältnis zwischen Tempus und dem<br />

Infinitivkomplement des MV zu. Die erste Frage die sich hier aufdrängt, ist,<br />

inwiefern der Infinitiv <strong>ein</strong>e andere Tempusrelation ausdrücken kann, als jene,<br />

die im MV kodiert ist. Sind verschiedene Tempora möglich, so müßten den<br />

beiden Verben zwei verschiedene Temporaladverbien zugewiesen werden<br />

können.<br />

(52) a. Im Moment kann/muß/soll/darf/will/möchte er nach Thailand<br />

fliegen.<br />

b. Im Moment kann/muß/soll/darf/will/möchte er morgen nach<br />

Thailand fliegen.<br />

c. Im Moment kann/muß/soll/darf/will/möchte er morgen zuhause<br />

bleiben.<br />

(53) a. Im Moment kann/darf/muß/soll das Auto vor der Tür stehen.<br />

b. ?Im Moment kann/darf/muß/soll das Auto morgen vor der Tür<br />

stehen.<br />

(52b) und mit Einschränkung (53b) sprechen klar dafür, daß die<br />

Infinitivhandlung über <strong>ein</strong>e eigene temporale Spezifikation verfügen kann, die<br />

<strong>ein</strong>e gewisse Nachzeitigkeit zur Matrixhandlung ausdrückt. In (52a) und (53a)<br />

wird aber deutlich, daß Tempus von MV und Infinitiv ident s<strong>ein</strong> können, was<br />

angesichts von (53b) auch als weniger markiertere der beiden Varianten<br />

ersch<strong>ein</strong>t. Daß die quasi-Futurbedeutung, die dem Infinitiv in den (b)-<br />

Beispielsätzen anhaftet, k<strong>ein</strong>eswegs nur durch perfektive Aspektualität<br />

ausgelöst werden kann, zeigt (52c), wo mit bleiben das MV <strong>ein</strong>en ganz klar<br />

durativen Infinitiv regiert (ohne daß die Akzeptabilität darunter leidet).<br />

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