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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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Bedeutung zuläßt, und zweitens in FutE, die offensichtlich k<strong>ein</strong>erlei<br />

Einschränkungen für die Aktionsart des Verbs aufweist. drohen und<br />

versprechen erlauben in ihrer epistemischen Form nur die Einbettung von<br />

FutE-Komplementen, was auf die Semantik ihres Vollverbgebrauchs<br />

zurückzuführen ist und verhalten sich somit wie die (E)MV der Reflextheorie<br />

entsprechend. In ihrer Polyfunktionalität unterscheiden sie sich dennoch von<br />

den MV, da zwischen ihren Vollverbformen und ihren epistemischen Formen<br />

große syntaktische Unterschiede bestehen. Die Frage, ob nun sie folglich zu<br />

den MV zu zählen sind oder nicht, halte ich für nicht essentiell und zum<br />

jetzigen Standpunkt nicht ohne Willkür zu beantworten. Als viel wichtiger<br />

erachte ich es, festzuhalten, daß <strong>ein</strong> nicht zu leugnendes Naheverhältnis<br />

zwischen MV und drohen und versprechen besteht und daß diese beiden<br />

Verben über <strong>ein</strong>e Eigenschaft verfügen, die der Polyfunktionalität sehr<br />

nahekommt oder sogar exakt entspricht. Es bleibt der Willkür des<br />

Forschenden überlassen, je nachdem, wie er die Definition von<br />

Polyfunktionalität formt, drohen und versprechen den MV zuzurechnen oder<br />

nicht. Das bleibt aber nur <strong>ein</strong>e r<strong>ein</strong> begriffliche Frage und ist deswegen auch<br />

nur von sekundärer Bedeutung. Primär sind nämlich vielmehr die<br />

empirischen Fakten, die von <strong>ein</strong>er Wesensverwandtschaft der beiden Verben<br />

mit den MV zeugen. Demgegenüber hat sich sch<strong>ein</strong>en ziemlich deutlich<br />

disqualifiziert, da es nur als epistemisches Verb auftritt, somit über k<strong>ein</strong>erlei<br />

Polyfunktionalität verfügt. Dafür haben wir im Falle von werden klare Evidenz<br />

gefunden, die dafür spricht, es auch als polyfunktionales Lexem zu<br />

behandeln, und nicht nur als r<strong>ein</strong>es EMV, wie es Vater (1975) erwägt.<br />

EMV verhalten sich ganz und gar nicht homogen. Dies liegt aber nicht so<br />

sehr an der Aufnahme neuer Lexeme, sondern vielmehr an den klassischen<br />

MV selbst. So hebt sich vor allem wollen aber auch sollen von den anderen<br />

EMV ab. All<strong>ein</strong> die Reflextheorie vermag all diese epistemischen Verben<br />

zusammenzuhalten und lieferte auch noch für andere Ersch<strong>ein</strong>ungen<br />

Erklärungen. Dennoch gelang es bisher noch nicht, mögliche Gründe für<br />

diese Vielfalt und Heterogenität der MV zu finden, die zur Folge hat, daß<br />

diese Verben begrifflich so schwer zu erfassen sind. Damit beschäftigt sich<br />

das nächste Kapitel.<br />

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