Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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wie wir beiden offensichtlich auch polyfunktionalen Lexemen (nicht) brauchen<br />
und werden verfahren.<br />
Zunächst zu (nicht) brauchen. Die negative Polarität dieses potentiellen MV<br />
braucht uns nicht zu kümmern, da sie in <strong>ein</strong>em ähnlichen Maße in den<br />
meisten Dialekten auch für mögen gilt.<br />
(61) a. Wolfgang mag heute nicht am Klavier spielen.<br />
b. ?Wolfgang mag heute am Klavier spielen.<br />
(62) a. Bettina braucht heute nicht am Klavier (zu) spielen.<br />
b. ?Bettina braucht heute am Klavier (zu) spielen.<br />
Abgesehen davon zeigte Lenz (1996) schon, daß die negative Polarität von<br />
brauchen Bedingung war, um überhaupt in die Nähe der MV zu kommen.<br />
Wenden wir uns aber zuerst <strong>ein</strong>mal jenen Kriterien zu, deren Gültigkeit sich<br />
über alle MV erstreckt. Erstens hat auch brauchen den Koeffizienten (N´:<br />
N´´):<br />
(63) Ihri braucht euchi nicht (zu) genieren.<br />
Zweitens ist brauchen wie alle MV obligatorisch kohärent. Im Gegensatz zu<br />
diesen muß es aber nicht den 1. Status regieren. Die Rektion des 2. Status<br />
ist mindestens genauso verbreitet:<br />
(64) a. *daß ihr euch nicht braucht, (zu) genieren.<br />
b. daß ihr euch nicht (zu) genieren braucht.<br />
Aufgrund s<strong>ein</strong>er negativen Polarität treten im Falle von brauchen<br />
Schwierigkeiten hinsichtlich der doppelten Bezugsmöglichkeiten der<br />
Negation auf. Der enge Negationsskopus all<strong>ein</strong>e sch<strong>ein</strong>t nicht möglich zu<br />
s<strong>ein</strong> (65a). Die Möglichkeit der doppelten Negation in (65b) zeigt aber, daß<br />
auch am Infinitiv Platz für <strong>ein</strong>e Negation s<strong>ein</strong> muß. Weitaus<br />
unproblematischer verhält es sich mit dem doppelten Bezug der<br />
Adverbialbestimmung (66).<br />
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