Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Eine Lesart, in der das <strong>ein</strong>gebettete Objekt über das Subjekt Skopus hat<br />
(ii), ist aber hier für jedes der MV ausgeschlossen. Unter der Voraussetzung<br />
daß dieses Diagnostikum geeignet ist, um zwischen Anhebung und Kontrolle<br />
zu unterscheiden, spräche es ganz klar dagegen, die MV den<br />
Anhebungsverben zuzuordnen. 27 Da Wurmbrands erstes Kriterium hingegen<br />
allen subjektsindifferenten genügt, ist <strong>ein</strong>e Entscheidung, ob MV prinzipiell<br />
als Anhebungsverben gelten können oder nicht, weiterhin zu vertagen.<br />
In diesem Abschnitt haben wir in Erfahrung gebracht, daß die von<br />
Öhlschläger untersuchten Skopusambiguitäten offensichtlich nur <strong>ein</strong>e weitere<br />
Besonderheit der oben schon ausführlich diskutierten Kohärenz darstellen,<br />
während hingegen Wurmbrand sich mit Skopuseffekten von Quantoren<br />
beschäftigt, die sie auf die Art der infinitivischen Konstruktion zurückführt:<br />
Anhebung ermöglicht Skopusverhalten, das unter Kontrolle ausgeschlossen<br />
ist.<br />
1.2.5 Restrukturierung (R).<br />
Restrukturierung ist <strong>ein</strong> verhältnismäßig junger Terminus, der in der<br />
Generativen Grammatik im letzten Jahrzehnt zu <strong>ein</strong>em der Schlüsselbegriffe<br />
schlechthin für die Infinitivsyntax avancierte. Ausgehend von der Annahme,<br />
daß im Regelfall Verben Infinitive als CPs subkategorisieren, bedeutet R nun,<br />
daß in gewissen Fällen Infinitive als weniger komplexe Kategorie – wie TPs,<br />
vPs oder VPs – <strong>ein</strong>gebettet werden können. Ob Infinitive jetzt immer als<br />
eigenständige CPs generiert werden und dann in bestimmten Fällen durch<br />
<strong>ein</strong>e Reihe von Operationen zu weniger komplexen Strukturen ”restrukturiert”<br />
werden (u.a. Grewendorf 1987) oder ob in diesen Fällen Infinitive gleich als<br />
<strong>ein</strong>fachere Struktur erzeugt werden (Wurmbrand 2001), bleibt in der<br />
27 Die Korrektheit dieses Diagnostikums ist in der Tat <strong>ein</strong> bißchen zweifelhaft. Denn auch<br />
Konstruktionen mit anderen Anhebungsverben, wie drohen und versprechen, ersch<strong>ein</strong>en mit<br />
Objektsskopusinterpretation eher fragwürdig:<br />
(1) ??Ein Professor droht jeden Student schlecht zu benoten.<br />
(2) ??Ein Professor verspricht jeden Studen zu betreuen.<br />
Für die Richtigkeit dieses Diagnostikums spricht aber das Verhalten der meisten epistemischen<br />
MV. Abgesehen von wollen sind sie allesamt Anhebungsverben. Im Gegensatz zu den oben<br />
getesteten deontischen Entsprechung lassen sie den weiten Objektsskopus <strong>ein</strong>deutig zu.<br />
Details siehe Abschnitt 2.1.2.<br />
30