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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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erfolgt, so bleibt zu klären, unter welchen Umständen es genau möglich ist,<br />

daß die jüngere Generation im Zuge dieser Reanalyse Mittel erwirbt, die <strong>ein</strong><br />

derart großes Maß an Komplexität involvieren, daß sie erst sehr spät gelernt<br />

werden können. Womöglich liegt der Grund darin nicht in der Theorie der<br />

Grammatik sondern vielmehr in außersprachlichen Faktoren.<br />

So gesehen ersch<strong>ein</strong>t der Versuch sehr fraglich, die Entstehung der EMV<br />

durch <strong>ein</strong>e Reanalyse erklären zu wollen. Zumal noch gar nicht geklärt ist, ob<br />

der Grad der Komplexität vor und nach der Herausbildung <strong>ein</strong>e solche<br />

überhaupt rechtfertigt.<br />

Wenn die Entstehung der EMV tatsächlich maßgeblich durch <strong>ein</strong>e Re-<br />

Analyse motiviert wurde, dann nur im Zusammenhang der Herausbildung<br />

<strong>ein</strong>er neuen Kategorie um 1500: den FR-Prädikaten, die zu Epistemizität<br />

fähig sind. 74 Diese Prädikate sind zwar nicht allesamt epistemische Verben,<br />

aber alle epistemischen Verben sind ihnen zuzurechnen.<br />

Zusammenfassung:<br />

In Wolfams Parzival lassen sich für die Indikativ Präsensformen von<br />

müezen und mugen jeweils nur <strong>ein</strong> bis zwei Belege finden, die wohl<br />

tatsächlich epistemisch zu interpretieren sind, sodaß von <strong>ein</strong>er<br />

systematischen EMV-Ausbildung nicht die Rede s<strong>ein</strong> kann. Die<br />

Herausbildung erfolgte offensichtlich erst um ca. 1500.<br />

Möglicherweise erfolgte die systematische Herausbildung der EMV durch<br />

<strong>ein</strong>e Reanalyse, die die Vorgänger der MV (nebst anderen Verben wie<br />

sch<strong>ein</strong>en) zu <strong>ein</strong>er neuen Kategorie, den FR-Prädikaten formte. Diese<br />

Annahme wirft aber <strong>ein</strong>e Reihe von Problemen auf und bedarf erst <strong>ein</strong>es<br />

Nachweises.<br />

3.5 Zusammenfassung.<br />

Kapitel 3 hatte sich <strong>ein</strong>gangs zum Ziel gesetzt, die Umstände der<br />

Entstehung der EMV genauer zu beleuchten. Der in den Kapiteln 1 und 2<br />

schon mehrfach sich offenbarende Zusammenhang zwischen Epistemizität<br />

73<br />

Sollten wir zu dem Schluß kommen, daß durch die vorgeschlagene Reanalyse nicht<br />

Komplexität ab- sondern aufbaut, würde sich unsere Annahme als kontraintuitiv erweisen. Denn<br />

<strong>ein</strong>e Re-Analyse erfolgt auschließlich zur Komplexitätsreduktion.<br />

74<br />

Siehe dazu Reis´ (2001: 308) Ausführungen über Epistemizität bei ECM.<br />

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