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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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EMV nicht zu, verallgem<strong>ein</strong>ert Öhlschläger dessen Gültigkeit gleich für alle<br />

EMV. Öhlschläger übersieht aber, daß die Semantik von magEMV zum Teil<br />

hochmarkiert, zum Teil archaisch ist, sodaß sich die Unverträglichkeiten mit<br />

s<strong>ein</strong>en Kriterien nicht selten daraus ergeben. 45<br />

Diewald (1999: 82f.) stimmt mit den obigen Kriterien zur Charakterisierung<br />

der objektiv-epistemischen Lesart im Großen und Ganzen über<strong>ein</strong>.<br />

Gesonderte Beachtung verdient der Umstand, daß sie ihre Diagnostika<br />

ausschließlich anhand von können expliziert. So ist es wenig verwunderlich,<br />

daß sie noch weitere Kriterien zur Unterscheidung von subjektiver und<br />

objektiver EMV hinzufügen kann: nämlich daß subjektive EMV weder<br />

<strong>ein</strong>bettbar noch erfragbar sind. Denn dieses können, das sie für ihre<br />

Beweisführung heranzieht, ist ganz klar <strong>ein</strong> DMV, wie wir in 2.1.4 schon<br />

gesehen haben (Beispiele 18a-c). Es wird schwer s<strong>ein</strong>, andere MV-Lexeme<br />

zu finden, die in dem Maße Diewalds Kriterien für objektive Epistemizität<br />

erfüllen. Der Grund warum dieser DMV-Gebrauch von können zu den EMV<br />

gerechnet wird, liegt offenbar darin, daß die deontische Bedeutung kaum von<br />

der epistemischen zu trennen ist. Somit unterscheidet sich der hier<br />

vertretene Ansatz mit jenem Diewalds eigentlich nur durch unterschiedliche<br />

Terminologie. Ihre objektiven EMV entsprechen dem hiesigen unmarkierten<br />

DMV-Gebrauch von können.<br />

Anders verhält sich die Sache bei Öhlschläger. Gehen wir davon aus, daß<br />

s<strong>ein</strong> objektiv epistemisches können unserem DMV-können gleichkommt,<br />

verbleiben noch zwei weitere Lexeme, denen er <strong>ein</strong>e objektiv-epistemische<br />

Lesart unterstellt: dürfte und müssen. Abgesehen davon, daß diese nie in<br />

echten Fragesätzen auftreten, unterscheiden sie sich auch in <strong>ein</strong>em weiteren<br />

Punkt von dem verm<strong>ein</strong>tlich objektiv-epistemischen können: sie sind beide<br />

(subjektive) EMV. Der <strong>ein</strong>zige Unterschied in Öhlschlägers (1989: 192ff.)<br />

Ausführungen zwischen den subjektiv-epistemischen und den objektivepistemischen<br />

Vorkommen von dürfte und müssen liegt letzten Endes darin,<br />

daß er sie verschieden paraphrasiert. Während er die beiden objektiven EMV<br />

müssen und dürfte als logische Folge (mit <strong>ein</strong>er gewissen<br />

Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit) aus <strong>ein</strong>er Evidenz umschreibt, deren Ergebnis der Inhalt<br />

der Infinitivhandlung ist, charakterisiert er deren subjektiv-epistemischen<br />

45 Zur Semantik von magEMV siehe Diewald (1999: 236ff.) und Fritz (1997: 95).<br />

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