Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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(iv) Das Bezugsnomen <strong>ein</strong>er Anapher kann in kohärenten<br />
(v)<br />
Konstruktionen jedes N s<strong>ein</strong>.<br />
Kohärent konstruierende Verbalfelder bilden <strong>ein</strong>e intonatorische<br />
Einheit.<br />
(vi) Zwei Verbalfelder F´ und F´´ sind inkohärent, wenn die<br />
abhängigen Elemente von F´´ zwischen V´ und V´´<br />
intervenieren können.<br />
(vii) Sind F´ und F´´ inkohärent, und F´´ enthält <strong>ein</strong> Relatum dann<br />
kann F´´ vor F´ gestellt werden.<br />
(viii) Wenn F´ und F´´ kohärent, dann können V´ und V´´ gem<strong>ein</strong>sam<br />
vor dem finiten Hauptsatzverb stehen.<br />
Was bedeutet das nun für die MV? Bech (1955/57) kennt nur wenige<br />
Verben, die den 1. Status regieren: zunächst die sechs MV, werden, tun,<br />
bleiben und haben. Darüber hinaus erwähnt er noch die AcI- oder ECM-<br />
Verben: lassen, hören, sehen, fühlen sowie weitere Verben der<br />
Wahrnehmung. Abgesehen von nur in hochmarkierten Konstruktionen<br />
auftretendem haben ist festzuhalten, daß die meisten Konstruktionen des 1.<br />
Status <strong>ein</strong> hohes Maß an Grammatikalisierung aufweisen. 14<br />
Dieser Umstand ist sicherlich auf das obligatorisch kohärente Verhalten<br />
zurückzuführen, das diesen Verben des 1. Status ja innewohnt.<br />
Konstruktionen des 1. und des 3. Status weisen offensichtlich <strong>ein</strong>e höhere<br />
Anfälligkeit für Verbalkomplexbildungen auf. Doch all<strong>ein</strong> daraus zu schließen,<br />
daß alle kohärenten Konstruktionen automatisch auch monosentential sind<br />
oder Auxiliarkomplexe bilden, entpuppt sich als Trugschluß, wie schon<br />
Öhlschläger (1989: 101) und Wurmbrand (2001) gezeigt haben.<br />
Nichtsdestotrotz stellen Kohärenz und Status für die Erforschung und<br />
Charakterisierung der MV unabdingbare Kriterien dar, die in der noch zu<br />
diskutierenden Konvergenzhypothese von Reis (2001) die zentrale Rolle<br />
14 In diesem Zusammenhang wäre es interessant <strong>ein</strong>e Untersuchung über <strong>ein</strong> paar Verben<br />
anzustellen, die in der Literatur hinsichtlich Status und Kohärenz noch kaum Beachtung fanden:<br />
(1) Ich gehe spazieren/schwimmen/<strong>ein</strong>kaufen.<br />
(2) Ich kann nicht glauben, daß Herbert tanzen lernt.<br />
(3) Komm mit uns spielen.<br />
(4) Sonja ist gerade duschen.<br />
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