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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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weitere Besonderheit besteht darin, daß es in den meisten deutschen<br />

Dialekten in Kombination mit Infinitiv nur negiert auftritt, dort also negativ<br />

polar ist. Das betrifft aber nur die deontische Verwendung. Im Übrigen trifft<br />

das auch auf <strong>ein</strong>en etwaigen transitiven Gebrauch mit daß-Satz zu. Als EMV<br />

unterliegt es dieser Beschränkung aber nicht. Außerdem zeichnet sich<br />

mögen durch s<strong>ein</strong> breites semantisches Spektrum aus, daß von der<br />

Denotation <strong>ein</strong>er Möglichkeit bis hin zur subjektiven Zuneigung reicht. Daraus<br />

entwickelte sich und ist im Begriff sich weiterhin abzuspalten, die neue Form<br />

möchte. Die vormalige Konjunktiv II Form von mögen wird nicht mehr mit der<br />

ursprünglichen Bedeutung assoziert, und erwarb nach und nach <strong>ein</strong>e volitive<br />

Semantik, wodurch es nun stark dem MV wollen ähnelt. Dementsprechend<br />

viele Besonderheiten besitzt es auch, angefangen damit, daß es über gar<br />

k<strong>ein</strong>e eigene Infinitivform verfügt, bis dahin, daß es nur <strong>ein</strong> potentielles EMV<br />

verkörpert. Ansonsten teilt es noch <strong>ein</strong>e Menge von Idiosynkrasien, die wir<br />

schon anhand von wollen abgehandelt haben. Einzig müssen verhält sich als<br />

MV relativ unspektakulär.<br />

Diese Auflistung sollte veranschaulichen, wie heterogen die Ansammlung<br />

der verschiedenen MV tatsächlich ist. Das Problem, die MV <strong>ein</strong>heitlich zu<br />

beschreiben, verschärft sich durch die Aufnahme neuer Elemente, wie wir es<br />

am Beispiel von möchte gerade gesehen haben. Im Moment könnten wir<br />

nicht <strong>ein</strong>mal die für Verben äußerst triviale Generalisierung machen, daß<br />

jedes MV auch <strong>ein</strong>en Infinitiv besitzt. Wir stünden vor noch größeren<br />

Schwierigkeiten, wenn wir gezwungen wären für dürfteEMV, <strong>ein</strong>en eigenen<br />

Lexikon<strong>ein</strong>trag anzunehmen, wie unter anderem Wurmbrand (2001: 186)<br />

verfährt. Denn auf diese Weise verlöre die als konstituierendes Merkmal der<br />

MV vorgeschlagene Polyfunktionalität ihre Plausibilität. Auf diese Weise<br />

hätten wir zwei neue (Ex-?)MV, die beide ihrer Polyfunktionalität beraubt<br />

wären. Ich komme im Verlauf der Untersuchung noch auf diese Problematik<br />

zurück.<br />

1.5 (nicht) brauchen und werden als MV?<br />

Wenn wir die Polyfunktionalität als Wesensmerkmal der MV heranziehen,<br />

dann sind wir unweigerlich gezwungen, uns mit der Frage zu beschäftigen,<br />

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