Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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leere Pronomen ”PRO” und in Anhebungskonstruktionen <strong>ein</strong>e Spur ”t” <strong>ein</strong>er<br />
versetzten NP steht.<br />
Die gegenwärtige gängige Auffassung von Kontrolle geht im Wesentlichen<br />
auf die Kontrolltheorie von Chomsky (1993: 74ff.) zurück. Das<br />
Projektionsprinzip und das Thetakriterium verlangen, daß auf jeder<br />
Repräsentationsebene die thematischen Rollen korrekt vergeben sind. Da<br />
Infinitive aber über k<strong>ein</strong> overtes Subjekt verfügen, bleibt zunächst unklar,<br />
welches Element als Träger der noch nicht zugewiesenen Subjektsthetarolle<br />
fungieren soll.<br />
(18) a. Bettina1 schwört, PRO1 ihn zu kennen.<br />
b. Herbert bittet ihn1, PRO1 zu kommen.<br />
c. Ich1 verspreche dir, PRO1 morgen zu kommen.<br />
Beide Verben, sowohl das Kontrollverb versprechen als auch s<strong>ein</strong><br />
Infinitivkomplement kommen, verteilen ihre thematischen Rollen vollständig<br />
und dem Thetakriterium entsprechend. Daraus folgt, daß das PRO-Subjekt<br />
des Infinitivs und das Matrixsubjekt verschiedene Thetarollen tragen.<br />
Die Kontrolltheorie stellt uns aber vor auch vor die Frage, wie denn die<br />
Referenz zwischen PRO und Antezedenten hergestellt werden soll. Welche<br />
Faktoren motivieren Subjektskontrolle (18a,c), und welche Objektskontrolle<br />
(18b)?<br />
Siebers-Ott (1983: 112ff.) sieht hier k<strong>ein</strong>e andere Möglichkeit, als das<br />
Kontrollverhalten des Infinitivkomplements im Lexikon<strong>ein</strong>trag des<br />
Kontrollverb festzulegen, und zeigt, daß alle Ansätze, die r<strong>ein</strong> formalstrukturell<br />
vorgehen zum Scheitern verurteilt sind. Daß PRO nicht immer dem<br />
nächstmöglichen Kontroller zugewiesen werden kann, macht (18c) deutlich,<br />
wo das Matrixsubjekt über <strong>ein</strong> Matrixobjekt hinweg kontrolliert. Gegen <strong>ein</strong><br />
Vorgehen, in dem Kontrolle auf <strong>ein</strong>e Relation von PRO und der nächsten<br />
Matrixkonstituente beschränkt wird, wendet sich implizit auch Landau (2000).<br />
Er wehrt sich dagegen, daß Kontrolle <strong>ein</strong> Phänomen, das sich <strong>ein</strong>heitlich<br />
beschreiben läßt und schlägt <strong>ein</strong>e Typologie an etlichen Subtypen von<br />
Kontrolle vor. Welcher spezifische Subtyp nun vorliegt, hängt vor allem vom<br />
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