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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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Frage kommenden mugan-Belege in mit Epistemizität unverträglichen<br />

Kontexten auftreten, dafür, daß in diesen Fällen die semantisch ähnliche<br />

deontische Form vorliegt. Bisher liegt k<strong>ein</strong> wirklich zwingender Grund vor,<br />

mugan <strong>ein</strong>e epistemische Variante zuzuschreiben.<br />

Bleiben <strong>ein</strong>zig Krauses (1997: 95) Beleg für sculan noch ungeklärt.<br />

(2) Waz quit fon mir ther liutstam? thaz gizellet mir nu fram;<br />

werquedent sie theih sculi sin odo ouh racha wese min?<br />

(Otfrid 3.12.7/8)<br />

(3) Nintheizit mir iz muat min, ni ther fon gote sculi sin,<br />

es alleswio ni thenkit ther sulih werk wirkit.<br />

(Otfrid 3.20.149/150)<br />

(4) Ein man ist uns giheizan joh scal ouh Krist heizan,<br />

uns duit sin kunft noh wanne thaz al zi wizanne, (Otfrid<br />

2.14.75/76)<br />

Axel (2001: 47) bestreitet aber, daß diese Belege von sculan epistemisch<br />

beziehungsweise quotativ zu lesen sind. Wie unter anderen Fritz (1997: 64)<br />

schon zeigte, diente sculan im Ahd oft zur Markierung des Futurs – und als<br />

Futurmarker lassen sich diese Beispiele alle durchgängig auffassen. Nach<br />

Auffassung von Fritz (1997: 11) kann sollen in quotativem Gebrauch erst ab<br />

dem 12. Jahrhundert belegt werden. Diewald (1999: 421) zeigt weiter, daß<br />

sich diese Variante erst mit dem 16. Jahrhundert zu <strong>ein</strong>er eigenständigen<br />

Form ausgrammatikalisiert hat.<br />

Kurz zusammengefaßt: Alle (quasi-)MV entstanden ausnahmslos aus<br />

infinitivlosen Vollverben. Die epistemische Varianten entwickelten sich<br />

offensichtlich erst mit fortgeschrittenem Stadium der GR, da für wenig<br />

grammatikalisierte Lexeme k<strong>ein</strong>e derartigen Lesarten gefunden werden<br />

konnten. Umstritten bleibt, ob die bereits im Ahd stärker grammatikalisierten<br />

sculan und mugan schon über epistemische Formen verfügen. In den<br />

Ausführungen zeigte sich jedoch, daß k<strong>ein</strong> zwingender Anlaß besteht,<br />

derartige Formen anzunehmen. Darüber hinaus bezweifeln selbst die<br />

genannten Befürworter der Ansicht, im Ahd existierten schon ver<strong>ein</strong>zelt<br />

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