Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

diese Charakteristika und zeigt, inwieferne sie für das Wesen der MV
Bedeutung haben. Zum Abschluß des 1. Kapitels starten wir einen neuen
Versuch, die Klasse der MV zu definieren, der auf den vorangegangenen
Beobachtungen basiert.
1.1 “Klassische” Kriterien.
Öhlschläger (1989: 4f.) hat eine Liste von Kriterien zusammengestellt, wie
sie in der früheren Literatur zur Beschreibung der MV immer wieder
verwendet wurden, und gleichzeitig auf die mangelnde Adäquatheit dieser
Merkmale hingewiesen.
(i) MV haben besonderes Flektionsparadigma:
- 1. und 3. Person Singular Indikativ Präsens endungslos:
ich kann-ø/muß-ø/darf-ø/soll-ø/will-ø/mag-ø
sie kann-ø/muß-ø/darf-ø/soll-ø/will-ø/mag-ø
- Wechsel des Stammvokals zwischen Indikativ Präsens Singular
und Indikativ Präsens Plural:
ich kann/muß/darf/will/mag/soll
wir können/müssem/dürfen/wollen/mögen – aber (Anm. JM): sollen(.)
- Vokalunterschied zwischen Infinitiv und Indikativ Präteritum.
können-konnte(n/t); müssen-mußte(n/t); dürfen-durfte(n/t); mögenmochte(n/t);
– aber (Anm. JM): sollen-sollte(n/t); wolle-wollte(n/t);
(ii) MV bilden keinen Imperativ.
*/?? Kann/Muß/Darf/Soll/Will/Mag schwimmen.
(iii) MV bilden kein Passiv.
*Es wird tanzen gekonnt/gemußt/gedurft/gesollt/gewollt/gemocht.
4