Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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Das alles spricht für H<strong>ein</strong>es (1995) und Diewalds (1999) Ansicht, diese<br />
distributiven Präferenzen von EMV und DMV nicht als absolute<br />
Charakteristika anzusehen, sondern wirklich nur als Tendenzen.<br />
Ebensowenig vermag das Subjekt festzulegen, welche der beiden<br />
Modalitäten nun zum Ausdruck kommt. Zwar bevorzugt <strong>ein</strong> DMV <strong>ein</strong><br />
agentivisches und vor allem <strong>ein</strong> belebtes Subjekt, setzt <strong>ein</strong> solches aber<br />
k<strong>ein</strong>eswegs voraus, wie auch schon Diewald (1999: 255) und H<strong>ein</strong>e (1995)<br />
festgestellt haben.<br />
Auch im Skopusverhalten der Negation treten Unterschiede zwischen DMV<br />
und EMV zu Tage. Während jedes DMV s<strong>ein</strong>e eigenen Präferenzen<br />
hinsichtlich der Wahl des Negationsskopus hat, tendieren alle EMV stark<br />
zum engen Skopus der Negation. Öhlschläger (1989: 207) vertritt sogar die<br />
Ansicht, daß (subjektive) EMV weiten Negationsskopus generell verbieten.<br />
Daß dies nicht un<strong>ein</strong>geschränkt gilt, haben wir aber schon in Abschnitt 1.2.4<br />
gesehen. Diese Neigung der EMV zum engen Negationsskopus hat ihren<br />
ganz <strong>ein</strong>fachen Grund darin, daß <strong>ein</strong> Sprecher viel eher in <strong>ein</strong>e Situation<br />
kommt, in der er Vermutungen über <strong>ein</strong>e negierte Handlung anstellt, als in<br />
<strong>ein</strong>e Situation, in der er das Vermuten selbst negiert. In solchen Fällen würde<br />
er im Normalfall auf den Gebrauch <strong>ein</strong>es EMV verzichten. Der Vollständigkeit<br />
halber noch <strong>ein</strong> Beispiel, in dem durch weiten Skopus die Epistemizität<br />
negiert wird.<br />
(15) Sie [DÜRFTEN ihn nicht] festgenommen haben, sie haben ihn<br />
tatsächlich geschnappt.<br />
Nichtsdestotrotz lassen sich Beispiele finden, in denen <strong>ein</strong> negiertes EMV<br />
auftritt, ohne daß aber s<strong>ein</strong>e Epistemizität negiert ist. 42<br />
42 Öhlschläger (1989: 208) behauptet, es kann k<strong>ein</strong> subjektives EMV müssen mit<br />
morphologischer Negation geben, da k<strong>ein</strong> entsprechendes epistemisches Adverb mit<br />
morphologischer Negation existiert. nicht können hingegen hat in unmöglich und dürfte nicht in<br />
unwahrsch<strong>ein</strong>lich s<strong>ein</strong> Äquivalent. Ich halte diese Argumentation für nicht stichhaltig, deswegen<br />
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