Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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Infinitivkonstruktionen abheben, liegt der Schluß nahe, daß in derartigen<br />
syntaktischen Gebilden <strong>ein</strong> monoklausaler Komplex vorliegt. Nach<br />
Wurmbrands Analyse zählen die MV zu den radikalsten restructuring-<br />
Prädikaten überhaupt. Das spricht tatsächlich dafür, daß infinitivische MV-<br />
Komplemente k<strong>ein</strong>e eigene T-Projektion mehr erfordern und temporale<br />
Spezifikation über die VP möglich s<strong>ein</strong> muß.<br />
Mit <strong>ein</strong>er weiteren semantischen Besonderheit der Infinitiv-Perfekt-<br />
Einbettung unter MV beschäftigt sich Abschnitt 1.3.3.<br />
1.3.3 Deontischer und epistemischer Gebrauch.<br />
Nach weitreichender M<strong>ein</strong>ung, wie H<strong>ein</strong>e (1995) oder Diewald (1999), teilen<br />
alle MV die Eigenschaft, unter Einbettung des Infinitivs Perfekt stark zu <strong>ein</strong>er<br />
anderen Interpretation zu neigen, die wir in weiterer Folge als ”epistemisch”<br />
(EMV) bezeichnen werden:<br />
(56) a. Clara kann/muß/darf/soll/will/möchte/mag den Film sehen.<br />
b. Clara kann/muß/dürfte/soll/will/??möchte/mag den Film gesehen<br />
haben.<br />
Der deontische Gebrauch der <strong>Modalverben</strong> (DMV), wie er in (56a) vorliegt,<br />
ist im Deutschen sicherlich weitgehend der üblichere. Er ist gekennzeichnet<br />
durch <strong>ein</strong>e ausgeprägte Semantik des MV, das in den meisten Fällen <strong>ein</strong>e<br />
bestimmte modale Kraft zwischen dem Satzsubjekt und der Infinitivhandlung<br />
ausdrückt. Demgegenüber verleiten die Beispiele in (54a-e & 56b) zu <strong>ein</strong>er<br />
anderen Interpretation, nämlich <strong>ein</strong>er gewissen Distanz des Sprechers zur<br />
Faktizität der in der Infinitivhandlung ausgedrückten Proposition: er vermutet<br />
oder beruft sich auf andere. Diese sogenannte Polyfunktionalität aufgrund<br />
der Epistemizität trifft auf alle hier betrachteten Lexeme zu.<br />
Nur zwei Notizen dazu: möchte wird höchstwahrsch<strong>ein</strong>lich nie von<br />
Sprechern in s<strong>ein</strong>er quotativ-epistemischen Lesart verwendet. Das hat aber<br />
<strong>ein</strong>en besonderen Grund: die Kontexte in denen volitive MV, wie möchte und<br />
wollen, in ihrer quotativ-epistemischen Interpretation gebraucht werden, sind<br />
extrem rar. Tritt so <strong>ein</strong> Kontext auf, dann kommt meist das gebräuchlichere<br />
wollen zum Zug. Nichtsdestotrotz wäre an dieser Stelle <strong>ein</strong>e Substitution<br />
durch möchte denkbar. Der Form möchte würde am ehesten die<br />
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