Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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Eigenschaften von der deontischen Vollform geerbt haben. Außerdem erwies<br />
sich <strong>ein</strong>e Unterteilung der epistemischen Interpretation in objektivepistemische<br />
und subjektiv-epistemische Lesart als unscharf und damit nicht<br />
notwendig.<br />
2.2 Andere Formen von Polyfunktionalität?<br />
Da wir nun wissen, worin das Wesen der EMV und somit auch der<br />
Polyfunktionalität besteht, können wir uns jenen Verben zuwenden, die so oft<br />
mit den (E)MV und Polyfunktionalität in Verbindung gebracht werden:<br />
sch<strong>ein</strong>en, versprechen, drohen, von manchen Autoren, wie Wurmbrand<br />
(2001: 205) sogar explizit als EMV bezeichnet werden. Im Anschluß ermitteln<br />
wir, inwieweit diese Verben die wesentlichen MV-Eigenschaften aufweisen.<br />
Darauf folgt <strong>ein</strong>e Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit den epistemischen<br />
Verwendungsweisen dieser drei Verben.<br />
2.2.1 Zählen ”sch<strong>ein</strong>en”, ”versprechen”, ”drohen” zu den MV?<br />
Im Kapitel 1 haben sich vor allem zwei Kriterien als wesentlich für die MV<br />
herausgestellt: obligatorische Kohärenz (FR) und Polyfunktionalität, wovon<br />
wir letzteres als das eigentliche klassenkonstituierende Merkmal angesehen<br />
haben. Beginnen wir auch mit diesem:<br />
(30) Die Abgesandte droht zu spät zu kommen.<br />
(i) Die Abgesandte droht: ”Ich komme zu spät.”<br />
(ii) Es droht die Situation, daß die Abgesandte zu spät kommt.<br />
(31) Die Abgesandte verspricht pünktlich zu ersch<strong>ein</strong>en.<br />
(i) Die Abgesandte verspricht: ”Ich ersch<strong>ein</strong>e pünktlich.”<br />
(ii) Alle Evidenz verspricht, daß die Abgesandte pünktlich ersch<strong>ein</strong>t.<br />
(32) Die Abgesandte sch<strong>ein</strong>t morgen zu kommen.<br />
(i) *Die Abgesandte sch<strong>ein</strong>t: ”Ich komme morgen.”<br />
(ii) Es hat den Ansch<strong>ein</strong>, daß die Abgesandte morgen kommt.<br />
Während drohen und versprechen tatsächlich zwei verschiedene<br />
Gebrauchsformen mit Infinitiv aufweisen – von denen <strong>ein</strong>e Ähnlichkeiten mit<br />
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