Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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der konstitutiven Diagnostika verletzt wird. An diesem Punkt stellt sich aber<br />
die Frage, welcher Form von Restrukturierung die vorliegenden<br />
Infinitivkonstruktionen zugerechnet werden sollen wenn nicht FR. Eine<br />
genaue Entscheidung darüber, wie und ob <strong>ein</strong>e genaue Zuordnung anhand<br />
des Konzepts von Wurmbrand vorgenommen werden kann, muß hier<br />
offengelassen werden. Ein gewisser Sonderstatus dürfte den mhd. (Prä-MV)<br />
aber zukommen, da im gesamten Parzival weder müezen noch mugen als<br />
Infinitiv belegt sind.<br />
3.3.4 Aspekt des Komplements.<br />
In den letzen Jahren gewannen Ansätze an Bedeutung, die der Kategorie<br />
Aspekt <strong>ein</strong>en wesentlichen Anteil an der Herausbildung der EMV beimessen,<br />
wie unter anderem Abraham (2002, 2003a, 2003b), Krause (1997) und vor<br />
allem Leiss (2003a,b).<br />
Die grundlegende Annahme besteht darin, daß EMV <strong>ein</strong> imperfektives<br />
Infinitivkomplement erfordern, während DMV <strong>ein</strong> perfektives bevorzugen.<br />
Leiss (2003a) geht nun davon aus, daß die ursprünglich r<strong>ein</strong> deontischen<br />
(Prä-)MV in ihrer unmarkierten Form lediglich mit perfektiven<br />
Infinitivkomplementen kombiniert werden konnten, beziehungweise im<br />
negierten Falle nur mit imperfektiven Infinitiven. 68 Nun tritt aber das (Prä)-MV<br />
magan im Ahd auch mit ganz klar imperfektiven Komplementen auf. Leiss<br />
will festgestellt haben, daß magan in diesen Fällen <strong>ein</strong>e abweichende<br />
Bedeutung zukommt. In ihrer Argumentation kommt diese semantische<br />
Abweichung dadurch zustande, daß das (Prä-)MV in diesen Fällen <strong>ein</strong> Verb<br />
in markiertem Aspekt wählt. Denn der Auslöser der Epistemisierung der<br />
(Prä-)MV ist in jedem Fall die Wahl des jeweils markierten Aspekts. So erhält<br />
<strong>ein</strong> MV mit Negation und perfektivem Infinitiv genau wie <strong>ein</strong> MV ohne<br />
Negation und imperfektiven Infinitiv immer epistemische Interpretation.<br />
Diese Annahme ist aber mit Schwierigkeiten konfrontiert: Nicht nur, daß die<br />
Annahme von EMV im Ahd – wie wir bereits in 3.2 gesehen haben – trügerisch<br />
ersch<strong>ein</strong>t und die Belege, die Leiss (2003a) anführt, ausschließlich mit<br />
67<br />
Siehe Abschnitt 1.2.3.<br />
68<br />
Leiss (2003a) führt weitere Fälle an, in denen DMV mit imperfektiven Infinitiven auftreten. In<br />
diesen Fällen fungiert aber jeweils <strong>ein</strong> Definitheitskontext, wie zum Beispiel <strong>ein</strong><br />
Demonstrativpronomen als perfektivierender Faktor.<br />
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