Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
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Futurbedeutung auf. Eine Präsensinterpretation für nicht-epistemische Form<br />
ist somit ausgeschlossen. Die Negation kann bis auf hochmarkierte<br />
Ausnahmefälle nur Skopus über den Infinitiv haben. 34 Die doppelte<br />
Bezugsmöglichkeit von Adverbialbestimmungen sch<strong>ein</strong>t aber möglich zu<br />
s<strong>ein</strong>: 35<br />
(72) Im Moment werde ich morgen kommen.<br />
Auch in anderen Punkten unterscheidet sich die nicht-epistemische Form<br />
von werden von den anderen DMV. Eine Konstruktion der Art werdenDMV +<br />
INFINITIV beschreibt zwei Zustände. Einen ersten in dem die Aussage<br />
gemacht wird und <strong>ein</strong>en notwendig darauf folgenden zweiten, in dem die<br />
Infinitiv Handlung <strong>ein</strong>tritt. Kurz gesagt werdenDMV denotiert den Wandel <strong>ein</strong>es<br />
Zustands in den anderen. Die DMV verhalten sich hier anders: sie<br />
beschreiben nur <strong>ein</strong>en Zustand, nämlich den des Aktivs<strong>ein</strong>s <strong>ein</strong>er modalen<br />
Kraft, der unabhängig von dem Eintreten der Infinitivhandlung ist. So sagt <strong>ein</strong><br />
DMV nichts darüber aus, ob die Infinitivhandlung gerade erfolgt, irgendwann<br />
erfolgen wird oder durch das Erfolgen die modale Kraft erlischt. werdenDMV im<br />
Gegensatz dazu setzt aber voraus, daß zwischen Äußerungszeitpunkt und<br />
Eintreten der Infinitivhandlung <strong>ein</strong>e zeitliche Distanz liegt. Unter der<br />
Vorraussetzung ”Franzi arbeitet gerade” sind in (73) darum nur die<br />
klassischen DMV können, müssen, sollen, dürfen, wollen, mögen möglich.<br />
(73) Franzi kannDMV/mußDMV/sollDMV/darfDMV/willDMV/möchteDMV<br />
/*wirdDMV im Moment arbeiten.<br />
Zwei Möglichkeiten existieren um dieses Problem zu lösen: Erstens werden<br />
besitzt gar k<strong>ein</strong>e nicht-epistemische Lesart und ist r<strong>ein</strong> EMV, wie es Vater<br />
34 Ausnahme siehe Fn. 26.<br />
35 Diese ist sogar in Futursätzen ohne werden möglich und somit Evidenz dafür, daß Futur im<br />
Deutschen nicht overt am Verb repräsentiert werden muß:<br />
(1) Im Moment komme ich morgen.<br />
Wie derartige Konstruktionen mit ”widersprüchlichen” Temporalspezifikationen analysiert<br />
werden müssen, kann ich an dieser Stelle nicht sagen, da dieses Komplex <strong>ein</strong>er ausführlichen<br />
Aus<strong>ein</strong>andersetzung bedarf.<br />
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