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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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Generell fällt auf, daß das doppelte Tempus am besten mit volitiven MV<br />

wollen, möchte verträglich ist.<br />

Der Infinitiv kann auch mit Einschränkung auf Ereignisse die vor der<br />

Matrixhandlung stattgefunden haben Bezug nehmen:<br />

(54) a. Er will in Paris gewohnt haben.<br />

b. Petra muß den Friedensnobelpreis gewonnen haben.<br />

c. Das Haus kann gebrannt haben.<br />

d. Er dürfte es vergessen haben.<br />

e. Sie muß ihn fürchterlich geliebt haben.<br />

Der vom MV unmittelbar <strong>ein</strong>gebette Infinitiv denotiert aber k<strong>ein</strong> Ereignis,<br />

das der Matrixhandlung voranging, sondern dessen Erfolgt-S<strong>ein</strong> zum<br />

Zeitpunkt der Matrixhandlung. Streng genommen gilt auch für diese Infinitive<br />

in (54a-e) die oben getroffene Generalisierung, daß das Ereignis im Infinitiv<br />

zeitgleich mit der Matrixhandlung oder später stattfindet, wie (55).<br />

(55) Er dürfte ihn morgen schon verkauft haben.<br />

Die Konstruktionen mit Infinitiv Perfekt weisen im Gegensatz zu den<br />

<strong>ein</strong>fachen Infinitivkonstruktionen <strong>ein</strong>e Besonderheit auf: die Aktionsart des<br />

unmittelbar <strong>ein</strong>gebetteten Infinitivs ist immer stativ. Das läßt sich darauf<br />

zurückführen, daß in Infinitiv-Perfekt-Konstruktionen das unmittelbar<br />

<strong>ein</strong>gebettete Verb in jedem Falle von <strong>ein</strong>em der beiden von Natur aus<br />

stativen Auxiliare s<strong>ein</strong> und haben verkörpert wird. Offensichtlich leitet sich<br />

auch hieraus die Präsens/Futurbedeutung in solchen Konstruktionen ab.<br />

S<strong>ein</strong> und haben denotieren ja auch in <strong>ein</strong>fachen Infinitivkonstruktionen<br />

gegenwärtige und zukünftige Ereignisse.<br />

Inwieweit Infinitivkomplemente von MV <strong>ein</strong>e eigene TP brauchen, um die<br />

temporale Unabhängigkeit zu kodieren oder inwieweit dies auch durch die<br />

Modifikation der Infinitiv-VP erfolgen kann, lasse ich an dieser Stelle offen.<br />

Nur soviel dazu, da sich die auffallend enge Beziehung zwischen MV und<br />

ihrem Infinitivkomplement nach Auffassung von Bech (1955/57), Kiss (1995),<br />

Reis (2001) und Wurmbrand (2001) von den meisten übrigen<br />

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