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Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin

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epistemische Gebrauch von mugen vor. Dieser Schluß erweist sich angesichts<br />

der Distribution beziehungsweise des Redehintergrundes in zumindest<br />

drei Fällen als trügerisch: in (30) liegt <strong>ein</strong> mit Epistemizität unverträglicher<br />

Konditionalsatz vor, (29) und (32) involvieren k<strong>ein</strong>erlei für EMV konstitutive<br />

Vermutung.<br />

Einfacher liegt der Sachverhalt für die Bestimmung der Modalität der<br />

müezen-Belege. Da sich die Bedeutung von deontischem und epistemischen<br />

Gebrauch deutlich unterscheiden und die Bedeutung der epistemischen<br />

Form in den Beispielen k<strong>ein</strong>en Sinn ergibt, müssen wir davon ausgehen, daß<br />

auch hier deontische Verben in Anhebungskonstruktion vorliegen.<br />

Axels (2001) Annahme, daß Anhebung nicht als Auslöser der Epistemizität<br />

der MV bestenfalls als Voraussetzung anzusehen ist, sch<strong>ein</strong>t sich angesichts<br />

der Daten aus dem Parzival zu bewahrheiten. Anhaltspunkt dafür, daß im<br />

Parzival alle (Prä-)MV ausschließlich als Anhebungsverb auftreten, ließ sich<br />

aber k<strong>ein</strong>er finden. Vielmehr erwiesen sich nur drei von 164 müezen-Belegen<br />

<strong>ein</strong>deutig als Anhebungsverben.<br />

3.3.3 Funktionale Restrukturierung (FR).<br />

Trotz <strong>ein</strong>iger Einwände haben wir für die synchrone Syntax Wurmbrands<br />

(2001) Ansatz anderen Theorien des verbalen Clusterings gegenüber den<br />

Vorzug gegeben. 66 Hier überprüfen wir die Gültigkeit ihres Modells für das<br />

Mhd.<br />

Wurmbrand ordnet die gwd MV geschlossen den FR-Prädikaten zu, deren<br />

Charakteristika vor allem im Extrapositionsverbot, in Anhebung, IPP-Effekt,<br />

Verbot des Matrix Passivs und im Verbot von relative-clause-pied-piping bestehen.<br />

Von diesen Diagnostika lassen sich nur die ersten beiden anhand<br />

des Parzivals überprüfen. In 3.3.2 zeigte sich schon, daß die untersuchten<br />

Formen von müezen und mugen im Mhd <strong>ein</strong>deutig als Anhebungsverben<br />

auftreten konnten, wenn auch bis hinauf ins Gwd umstritten ist, inwieweit sie<br />

noch in anderen Infinitivkonstruktionen vorkommen. 67 Das<br />

Extrapositionsverbot hingegen kann für die beiden mhd (Prä-)MV, wie in<br />

3.1.1 gezeigt, definitiv k<strong>ein</strong>e Gültigkeit behaupten. Folglich lassen sich<br />

müezen und mugen auch nicht mehr als FR-Prädikate auffassen, da ja <strong>ein</strong>es<br />

66 Siehe Abschnitte 1.2.3 & 1.2.5.<br />

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