Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
Modalverben - ein Klassenkampf - German Grammar Group FU Berlin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
konstruierten (3.3.2). Drittens gilt für das Mhd die Aspektsensitivität nicht<br />
(mehr?) in der Strenge, wie sie Leiss (2003a) für das Ahd postuliert (3.3.4.).<br />
Im Großen und Ganzen liefern die hier gewonnenen Erkenntisse Evidenz<br />
für die von Lehmann (1995) und auch Diewald (1999) entworfenen Theorien<br />
der GR-Kanäle für MV. Zur Zeit der Redaktion des Parzivals weisen die<br />
(Prä-)MV noch k<strong>ein</strong> kohärentes Verhalten auf, lassen sich auch (noch?) nicht<br />
den FR-Prädikaten zuordnen. Andererseits zeigte sich, daß wir mit der<br />
Annahme <strong>ein</strong>es <strong>ein</strong>zigen unverzweigten GR-Kanals nicht auskommen. Im<br />
Gegensatz zum Großteil der MV, für den der Anschluß <strong>ein</strong>es kohärenten<br />
Infinitivs Bedingung war, <strong>ein</strong>e epistemische Interpretation auszubilden,<br />
bildeten Verben wie sch<strong>ein</strong>en oder drohen unabhängig vom Infinitiv<br />
epistemischen Varianten aus.<br />
Offensichtlich führen mehrere GR-Kanäle zur Epistemizität, die mit<br />
wachsendem Ausmaß an GR nach und nach in <strong>ein</strong>ander münden.<br />
3.4 Herausbildung der EMV<br />
In Abschnitt 3.3 haben wir schon zahlreiche Vorkommen von (Prä-)MV im<br />
Parzival hinsichtlich verschiedener syntaktischer und semantischer Aspekte<br />
untersucht, aber noch nicht geklärt, inwieweit sich unter ihnen bereits<br />
epistemische Formen befinden. In den folgenden Abschnitten verfolgen wir<br />
die genaueren Umstände der Entstehung der EMV.<br />
3.4.1 Vorkommen von EMV im Parzival?<br />
Mit mugen und müezen haben wir in ihrer Bedeutung und Entwicklung recht<br />
unterschiedliche Lexeme herangezogen. Während im Falle von mugen<br />
deontische und etwaige epistemische Vorkommen semantisch nicht<br />
aus<strong>ein</strong>anderzuhalten sind, lassen sich die verschiedenen Modalitäten von<br />
müezen hinsichtlich ihrer Bedeutung relativ leicht unterscheiden.<br />
19 von 206 mugen-Belegen kommen für <strong>ein</strong>e epistemische Interpretation<br />
hinsichtlich des Kontexts der Erzählung in Frage, hier <strong>ein</strong>e Auswahl: 70<br />
69 Siehe Schrodt (2004).<br />
108